1.
So weit war ich entfernt, ob der Länge Deines Schreibens zu zürnen, daß mir der Brief wegen des Vergnügens, das mir seine Lektüre bereitete, sogar kurz S. 172 vorkam. Was tönt doch süßer als das Wort vom Frieden? Oder was wäre dem Herrn heiliger und wohlgefälliger, als über solche Dinge sich zu beraten? Dir aber möge der Herr den Lohn für das Friedenswerk verleihen, Dir, der so trefflich dazu berufen ist und sich so eifrig auf das beseligende Werk verlegt hat. Von uns aber glaube, ehrwürdiges Haupt, daß wir in dem Wollen und Verlangen, einmal jenen Tag zu schauen, an dem alle, untereinander gesinnungseins, dieselbe Versammlung besuchen, auch dem dafür Begeistertsten nicht nachstehen. Wir wären doch wirklich Allerweltstoren, wenn wir an Spaltungen und Trennungen uns vergnügten und nicht die Vereinigung der Glieder des Leibes Christi für der Güter Höchstes hielten. Daß es uns aber ebensosehr an der Kraft fehlt, wie wir an gutem Willen Überschuß haben, sollst Du wissen. Deine vollendete Weisheit weiß doch gut, daß die mit der Zeit verhärteten Übel zur Heilung erstens Zeit brauchen und zweitens ein starkes und kräftiges Anfassen, wenn man in die Tiefe kommen will, um die Gebrechen der Kranken in der Wurzel zu entfernen. Du weißt doch, was ich sagen will; und wenn ich deutlicher reden soll — eine Furcht davor besteht nicht.
