1.
Immer groß und zahlreich sind die Gaben unseres Herrn; deren Größe ist nicht meßbar, deren Menge nicht zählbar. Eine der größten Gaben aber für die, welche die Wohltaten dankbar annehmen, ist eben jetzt auch die, daß er es uns trotz der größten örtlichen Trennung ermöglicht hat, miteinander in brieflicher Aussprache in S. 201 Fühlung zu treten. Wir danken ihm einen doppelten Weg, uns kennen zu lernen, den der persönlichen Zusammenkunft und den brieflichen Verkehrs. Da wir nun Dich aus Deinen Worten kennengelernt haben, und zwar kennengelernt, indem wir nicht Deine körperliche Gestalt unserm Gedächtnis einprägten, sondern die Schönheit des innern Menschen aus den verschiedenen Reden erkannten — redet doch ein jeder von uns aus der Fülle des Herzens1 —, so haben wir unsern Gott gepriesen, der zu aller Zeit die ihm Wohlgefälligen auserwählt: Er erweckte2 vormals aus den Schafhirten seinem Volke einen Fürsten und erhob den durch den Geist gestärkten Amos von der Ziegenherde weg zum Propheten; jetzt aber hat er einen Mann aus der königlichen Stadt, dem die Regierung eines ganzen Volkes anvertraut, der von erhabener Gesinnung, durch Adel der Herkunft, durch den Glanz seines Lebens, durch die Kraft seiner Rede allen im Leben Stehenden bekannt war, zur Obhut über die Herde Christi beigezogen, einen Mann, der alle Lebensgüter von sich warf und sie für Nachteil hielt, um Christus zu gewinnen3, und sich bestimmen ließ, das Steuerruder des großen und ob des Glaubens an Gott hochberühmten Schiffes, der Kirche Christi, zu übernehmen. Wohlan denn, Mann Gottes, da Du nicht von Menschen das Evangelium Christi empfangen oder gelernt hast, sondern da der Herr selbst Dich aus den Richtern der Erde auf den Stuhl der Apostel gesetzt hat, kämpfe den guten Kampf, heile die Krankheiten des Volkes, wenn vielleicht einen die Pest des arianischen Wahnsinns angesteckt hat! Erneuere die alten Fußstapfen der Väter, und beeifere Dich, durch fortlaufende Korrespondenzen auf dem Grunde der Liebe zu uns, den Du gelegt hast, weiterzubauen! Denn so wird es uns möglich sein, einander im Geiste nahe zu bleiben, wenn wir auch unsere Wohnung hienieden sehr weit auseinander haben4.
