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S. 202 Dein großes Interesse und Dein Eifer für den seligsten Bischof Dionysius1 bezeugt Deine große Liebe zum Herrn, Deine Hochachtung vor Deinen Vorgängern und Deinen Eifer für den Glauben. Denn die liebevolle Gesinnung gegen die treuen Mitdiener bezieht sich auf den Herrn, dem sie gedient haben. Und wer die ehrt, die für den Glauben gekämpft haben, der hat offenbar denselben Eifer für den Glauben, so daß schon diese eine Handlung von großer Tugend Zeugnis gibt. Wir lassen aber Deine Liebe in Christus wissen, daß die vortrefflichen Brüder, die Deine Vorsicht zur Besorgung des guten Werkes auserkoren hat, fürs erste durch ihren frommen Wandel dem ganzen Klerus Lob erwarben; denn durch ihr persönliches Wohlverhalten bekundeten sie den guten Geist, der allgemein herrscht. Sodann brachten sie allen Eifer und alle Sorgfalt auf, scheuten einen pfadlosen Winter nicht und redeten mit allen Schmeicheleien den treuen Wächtern des seligen Leibes zu, das Palladium ihres Lebens an sie abzutreten. Und bedenke, daß weder Behörden noch Menschengewalten je imstande gewesen wären, jene Leute zu zwingen; nur das taktvolle Verhalten dieser Brüder hat sie zur Nachgiebigkeit gestimmt. Mithalf zum Gelingen des Vorhabens ganz besonders die Anwesenheit unseres innigst geliebten und tieffrommen Sohnes und Mitpriesters Therasius, der freiwillig die Beschwerden der Reise auf sich nahm, die Aufregung der dortigen Gläubigen beschwichtigte, die Widerstrebenden durch Zureden beredete und dann in Gegenwart von Priestern, Diakonen und vieler anderer gottesfürchtiger Männer mit gebührender Ehrfurcht die Überreste erhob und den Brüdern zur Obhut anvertraute. Möge Eure Freude beim Empfange der Reliquien ebenso groß sein wie die Trauer, mit der die bisherigen Hüter sie verabfolgen! Niemand mißtraue, niemand zweifle: Das ist jener unbesiegte Kämpfer! Diese Gebeine kennt der Herr, die da mitgekämpft haben mit der seligen Seele. Diese wird er S. 203 mit ihr zusammen krönen am gerechten Tage seiner Vergeltung — laut dem Schriftworte: „Wir müssen vor dem Richterstuhle Christi stehen, damit ein jeder darnach empfange, was er in seinem Leibe getan2.” Ein Sarg war es, der diesen ehrwürdigen Leib aufgenommen; niemand lag neben ihm. Das Grab war gekennzeichnet: es genoß die Ehre eines Martyrergrabes. Christen, die ihn gastfreundlich aufgenommen hatten, bestatteten ihn einstmals mit eigener Hand und erhoben ihn jetzt. Wohl weinten sie jetzt, beraubt ihres Vaters und Patrones; doch ließen sie ihn forttragen; Eure Freude war ihnen lieber als ihr eigener Trost. Pietätvoll erfolgte die Übergabe, peinlich acht gab man bei der Übernahme. Nirgends Lug, nirgends Trug; wir bezeugen das. Diese Wahrheit soll von Euch nicht angezweifelt werden!
