Nr. 37
Wären die Seelen aber, wie die Rede geht, vom Geschlechtc des Herrschers und der Urmacht, so hätte ihnen Nichts zur Vollkommenheit gemangelt, durch die vollkommenste Kraft hervorgebracht. Alle hätten Eine Erkenntnis und dieselbe Uebereinstimmung, fortwährend bewohnten sie den Herrschersitz, und nicht begehrten sie, mit Beiseitsetzung der glückseligen Wohnsitze, wo sie das vollkommenste Wissen inne hatten, unverständig diese Erdräume, nicht lebten sie in dunkle Körper eingehüllt unter Schleim und Blut, unter diesen Kothschläuchen und höchst garstigen Urintonnen. Aber auch diese Theile mußten bewohnt werden, und um deßwillen schickte Gott die Seelen gleichsam wie in Kolonien dahin. Und was nützen die Menschen der Welt oder welches Nutzens Ursache wegen sind sie nothwendig, um nicht zu glauben, umsonst hätten sie in diesem Theile sich befinden und des irdischen Körpers Inwohner seyn müssen. Die Vollständigkeit dieser Masse zu vollenden, dienen sie als ein Theil, und wären sie nicht hinzugegeben worden, das Ganze des Weltalls wäre unvollkommen und mangelhaft. Was also? Wenn die Menschen nicht sind, so wird die Welt ihren Verrichtungen obzuliegen aufhören? Die Gestirne werden ihren Wechsel nicht vollbringen? Sommer und Winter nicht seyn? Der Winde Blasen wird enden? Nicht wird aus zusammengeballten und hangenden Wolken Regen auf die Erde herabfallen, der Dürre eine Milderung? Nun aber ist nothwendig, daß Alles insgesammt seiner Bahn sich gemäß bewege und nicht von der anerschaffenen Ordnung S. 76 Fortdauer abweiche; selbst wenn des Menschen Name nie in der Welt gehört würde und dieser Erdkreis im Schweigen der leeren Einöde ruhte. Auf welche Weise also spricht man, diesen Strichen hätten Bewohner gegeben werden müssen, da deutlich ist, daß der Mensch Nichts zur Vollkommenheit der Welt beitrage, daß alle seine Bemühungen nur immer den eigenen Vortheil berücksichtigen und das Ziel des Eigennutzes nicht außer Acht setzen?
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