Nr. 22
Worauf zielt also dieß? Um, weil man glaubt, die Seelen seyen göttlich und deshalb unsterblich, und kämen zu der Menschen Körper mit aller Bildung, durch den, welchen wir von diesem Geschlechte erziehen lassen wollten, zu erproben, ob die Sache des Glaubens fähig sey, oder ob man sie leichtfertig geglaubt und aus täuschender Sehnsucht vorausgesetzt habe. Es mag uns also der in verschlossener Einsamkeit aufgenährte, so viele Jahre als ihr wollt zählend, wenn ihr wollt zwanzigjährig hervorkommen; wollt ihr auch dreißigjährig; ja hat er selbst vierzig Jahre durchlebt, er werde der sterblichen Versammlung eingeführt; und ist wahr, er sey ein so auserlesener Theil jener göttlichen Substanz und aus der Ouelle des Lebens abgeleitet, hier zu leben, so mag der Befragte, bevor er von irgend einem Dinge sich Kenntnis erschafft oder menschliche Rede sich aneignet, die Antwort geben: Wer er selbst sey, von welchem Vater er herstamme, in welcher Gegend er gezeugt worden, auf welche Weise oder um welcher Ursache willen man ihn aufgenährt, welches Geschäft oder Gewerb betreibend er die verflossene Zeit seines Alters hingebracht. Wird er nicht stumpfsinniger und unempfindlicher insofern dastehen, als jedes Thier, jeder Stein, jedes Holz? Wird er nicht, zu neuen Dingen entlassen, die ihm vorher niemals bekannt waren, sich selbst vor Allem nicht erkennen? Wird er wohl, fragst du ihn, erklären können, was die Sonne, was die Erde, das Meer, die Gestirne, die Wolken, die Nebel, der Regen, die Ungewitter, der Schnee, der Hagel sey? Wird er zu wissen im Stande seyn, was die Kräuter, was das Gras, der Stier, das Pferd, der Widder, das Kameel, der Elephant oder das Maulthier sollen?
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