Nr. 6
Was also? Ihr allein mit ächter Kraft und Weisheit der Intelligenz vollendet, seht was weiß ich wie anders und tiefer. Ihr allein erkennt, das Alles seyen Possen, bloße Worte und knabenhafte Ungereimtheiten; was wir uns verheißen, daß vom obersten König kommen soll? Woher, frage ich, ist euch solche Weisheit übergeben? woher solche Schärfe und Lebhaftigkeit? aus welcher Wissenschaft konntet ihr solchen Verstand erwerben, solche Divination entschöpfen? weil ihr die Worte und Namen nach den Fällen S. 58 und Zeiten zu beugen, weil Ihr Barbarismen und Soloecismen zu vermeiden wißt, weil ihr eine abgemessene, wohgeordnete und gefügte Rede entweder selbst hervorbringen könnt oder war sie ungeschmückt, es wißt, weil ihr des Lucilianus Bordel und des Pomponius Marsyas dem Gedächtniß eingeprägt in euch habt; weil, was die Bestimmungen bei den Streitigkeiten betrifft, wie viele Arten der Klage, wie viele der Vertheidigung, was das Geschlecht sey, was die Art, durch welche Merkmale das Entgegengesetzte vom Gegentheil sich unterscheidet: um deßwillen vermeint ihr zu wissen, was falsch, was wahr sey, was geschehen, was nicht geschehen könne; was der Untersten, was der Obersten Natur sey? Hat nicht jenes Bekannte: des Menschen Weisheit sey Thorheit bei Gott, eure Ohren beleidigt? Vorerst aber, wenn ja ihr über dunkele Dinge entscheidet und fortfahret, natürliche Geheimnisse zu enthüllen, seht ihr nicht genau, daß was ihr sagt, versichert, mit außerordentlicher Anstrengung meist vertheidigt, euch nicht allein unbekannt sey, sondern daß auch Jeder seine Hypothesen für erprobt und begriffen mit hartnäckigem Widerstreben behaupte?
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