Nr. 24
Was forschest du o Platon im Menon (S. 82 flg. Stephan.) durch die Kenntniß der Zahlenkunde bei dem Knaben nach etwas Abhandengekommenen und bemühest dich aus seinen Antworten zu erweisen, was wir lernten sey nicht Lernen, sondern nur ein Erinnern an das ehedem Gewußte? Insofern er dir in Wahrheit antwortet: denn nicht schickt es sich für uns, dem was du sagst den Glauben abzusprechen; so verursacht dieß nicht das Wissen, sondern die Kenntniß; daher nämlich, weil ihm einige Zahlen durch den täglichen Gebrauch bekannt waren, geschah es, daß er befragt folgen konnte, und das Hinzufügen selbst führte ihn immer zur Vervielfältigung. Vertraust du nun wahrhaftig, daß die Seelen unsterblich und vollkommenen Wissens herabfliegen, so höre auf, diesen Knaben zu befragen, der, wie du siehst, unkundig und am Ende menschlicher Wissenschaft ist. Jenen Vierzigjährigen rufe zu dir, und forsche bei ihm nicht nach etwas Verborgenem, Geheinmisvollem, nicht wegen des Dreiecks, des Quadrats, nicht was der Kubus endlich oder dass achtfüßige Viereck sey; sondern frage, was Allen vor Augen liegt, welche Zahl zwei mal zwei, zwei mal drei auswirft. Wir wollen sehen, wir wollen S. 69 erfahren, was der Befragte entgegnen, ob er die aufgestellte Frage lösen kann? Wird er, obschon ihm auch die Ohren offen stehen, wohl dafür halten, du habest Etwas gesagt, Etwas gefragt, eine Antwort von ihm verlangt? wird er nicht irgend einen Stock, oder wie man sagt, dem Fels Marpesia gleich, sprachlos und stumm dastehen, unkundig und nicht wissend selbst, ob du mit ihm oder einem Andern dich unterredest? ja ob die von dir vorgebrachte Rede nur ein nichtssagender Schall, durch nichtige Zusammenfügung andauernd, sey?
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