Nr. 41
Um deßwillen sendete Er die Seelen, damit sie, die vorhin sanftmüthig und jeder Bewegung wilder Affekte unkundig waren, sich S. 78 Fleischmärkte und Amphitheater errichteten, Orte des Blutes und öffentlichen Frevels; um in diesen zu sehen, wie Menschen gefressen und durch die Bisse wilder Thiere zerfleischt werden; wie Andere sich morden, nicht um des Verdienstes, sondern lediglich zum Wohlgefallen und zur Lust der Zuschauer, und um diese Tage selbst, in welchen so großer Frevel verübt würde, den öffenlichen Vergnügungen zuzurechnen und als Freudenfeste zu heiligen; um auf jenem dagegen armseliger Thiere Fleisch zu zerreißen, den einen Theil desselben dahin, den andern dorthin, nach Art der Hunde und Raubvögel, zu zerren, mit den Zähnen zu zermalmen, dem höchst grausamen Magen anheimzugeben; und bei so wilder, schauderhafter Lebensart ihr Loos zu beweinen, von solcher Speise aus armseliger Nothdurft fordern zu müssen; wie Glückselige und Glückliche zu leben, da Mund und Angesicht solche grausame Zurüstungen verunreinigen. Um deßwillen hat Er die Seelen gesendet, damit sie des göttlichen Ernstes und Anstandes uneingedenk, der Keuschheit zum Nachtheil, Gemmen faßten, Edelsteine und Perlen zusammenreihten, dem Halse umhingen, die Ohrläppchen durchbohrten, die Stirne durch Binden schmälerten, zur Färbung des Körpers Schminke erfanden, mit schwarzem Pulver die Augen verdunkelten; auch nicht in männlicher Gestalt errötheten, sich das Haar zu kräuseln, die Haut zu glätten, mit entblößtem Kniebug einherzugehen, und mittelst jedwelchem Putz die männliche Kraft Preis zu geben, wie auch zu weibischer Haltung und Weichlichkeit zu schmeidigen.
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