Nr. 21
Weil wir nun den Aufenthalt im Bilde bereitet haben, so wollen wir weiter gleich irgend einen eben Geborenen in jenes Ortes Herberge, die Niemand angehört und leer wie frei ist, aufnehmen; aus dem platonischen oder pythagoräischen Geschlechte freilich; oder irgend einem derer, die man für Männer göttlichen Scharfsinnes hält und die gemäß der Aussprüche als die weisesten bekannt gemacht hat. Wird dieß geschehen seyn, so S. 67 folgt wie billig die Ernährung und Auferziehung durch die schicklichen Lebensmittel. Wir gebrauchen folglich auch eine Amme, die stets ihm entkleidet und schweigend naht, kein Wort spricht, noch wegen irgend einer Rede Mund und Lippen bewegt; sondern die, da sie die Brust gereicht und die angemessenen Dienstleistungen vollbracht hat, den Uebergebenen der Ruhe überläßt und vor der geschlossenen Pforte Tag und Nacht verweilt: denn vielfach verlangt solcher Zustand der Amme Sorgfalt und Wahrnehmung zeitgemäßer Bedürfnisse. Muß aber das Kind mit derberer Kost gestärkt werden, so mag sie ihm von derselben Amme gereicht werden, jedoch, wie gesagt, mit abgelegtem Gewande und bewahrter Fortdauer des Stillschweigens. Die gereichte Kost jedoch selbst sey immer eine und dieselbe; nicht verschieden dem Bestand nach, noch angefrischt durch wechselnden Geschmack; sondern sie bestehe entweder aus Hirsebrei oder aus Speltbrod, oder, um die alten Zeiten nachzuahmen, aus in heißer Asche gerösteten Eicheln, oder aus wild wachsenden Früchten. Der Wein muß völlig unbekannt bleiben, und nichts Anderes darf zur Stillung des Durstes gereicht werden, als reines Quellwasser, unberührt von des Feuers Wärme; und kann es geschehen, so mit hohler Hand: denn die der Natur zugewendete Gewöhnung soll durch Gebrauch vertraut werden, und das Begehren sich nicht weiter ausdehnen, unkundig, mehr noch sey als was begehrt wird.
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