Nr. 27
Verlieren also die Seelen, von den körperlichen Banden erfaßt, alles, was sie gewußt, so erleiden sie nothwendig Etwas, das bei ihnen bewirkt, die Blindheit des Vergessens anzunehmen: denn ganz und gar nichts erduldet habend oder ihre Unversehrtheit bewahrend, können sie das Wissen nicht ablegen, noch ohne ihre Veränderung in andere Zustände übergehen. Gleichwohl halten wir dafür, das was Eins ist, was unsterblich, was einfach, behalte nothwendig, in welchem Dinge auch es sich befinde, immerdar seine Natur bei, und müsse noch könne irgend etwas erleiden, wenn anders es eingedenk sey seiner Fortdauer und daß es innerhalb der Grenzen zuverlässiger Unsterblichkeit festsitze: denn alle Unstätigkeit ist die Pforte des Unterganges und der Vernichtung, der zum Tode führende Weg, den Dingen unvermeidlichen Untergang zubringend. Sind diesem die Seelen unterworfen und unterliegen sie dessen Berührung und Angriffen, so ward auch ihnen das Leben zum Nießbrauch, nicht zum Eigenthum gegeben, obgleich Manche anders schließen und solcher Sache Glauben durch ihre Beweise festsetzen.
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