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Man beachte da zunächst, wie er hier die Lehre von einer Verbrennung der Welt verspottet und schmäht, die doch auch von einigen namhaften griechischen Philosophen verteidigt wird. Wir sollen nach ihm Gott gleichsam zu einem „Koche“ machen, wenn wir eine Weltverbrennung lehren. Er sieht dabei nicht, dass, wie einige Griechen annahmen - vielleicht hatten sie diese Meinung von dem uralten Volke der Hebräer entlehnt -, „das Feuer“ „zur Reinigung“ an die Welt gelegt wird, natürlich aber auch an jeden, der einer durch das Feuer zu vollziehenden Strafe und zugleich Heilung bedarf; ein Feuer, das diejenigen brennt, aber S. 458 nicht verbrennt, an welchen kein Stoff mehr vorhanden ist, der von jenem Feuer verzehrt werden müßte, das aber diejenigen brennt und verbrennt, die das bildlich so genannte Gebäude ihrer Handlungen, Worte und Gedanken mit „Holz, Heu oder Stroh“ aufgeführt haben1 . Es sagen aber die heiligen Schriften, dass der Herr „wie Feuer eines Schmelzofens und wie Kraut von Wäschern“2 alle heimsuchen werde, die es nötig haben, da ihnen gleichsam ein schlechter Stoff, der aus ihrer Sündhaftigkeit herstammt, beigemischt ist, für die, sage ich, das Feuer nötig ist, das sie gleichsam von dem „Erz und Zinn und Blei“ reinigt3 , das ihnen anhaftet. Und dies kann jeder, der will, von dem Propheten Ezechiel lernen4
Dass wir aber nicht sagen, „Gott bringe das Feuer wie ein Koch heran“, sondern wie ein Gott, der denen wohltut, die der mühevollen Läuterung durch das Feuer bedürfen, das wird uns auch der Prophet Jesaja bezeugen, bei dem wir folgende Worte lesen, die an ein sündhaftes Volk gerichtet sind: „Denn du hast Feuerkohlen, um dich an ihnen niederzusetzen, sie werden dir Hilfe sein“5 . Da aber der Geist das für die große Masse der künftigen Leser der Schrift Passende zubereiten will, so spricht er deshalb weise von furchtbaren Dingen in dunklen Ausdrücken, um diejenigen einzuschüchtern, die sich nicht anders von der Fülle ihrer Sünden befreien und bekehren können. Indessen wird der gute Beobachter auch so leicht den Zweck herausfinden, den diese furchtbaren und schrecklichen Dinge bei den davon betroffenen Menschen erreichen sollen. Es genügt für jetzt, wenn wir diese Stelle aus Jesaja anführen: „Meines Namens wegen will ich dir meinen Grimm zeigen und meinen Ruhm will ich über dich heranführen, dass ich dich nicht zerstöre“6 . Wir waren genötigt, das für die einfacheren Gläubigen, die einer einfacheren S. 459 Ausdrucksweise bedürfen, nicht Passende nur dunkel anzudeuten; wir wollen uns nämlich nicht den Anschein geben, als hätten wir die Anklage des Celsus: „Wenn Gott einmal wie ein Koch das Feuer heranbringt“ unwiderlegt gelassen.
