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Wenn also die Juden "sich mit ihrer Beschneidung brüsten", so werden sie diese nicht nur von der Beschneidung "der Kolcher und Ägyptier", sondern auch von derjenigen der ismaelitischen Araber unterscheiden, obwohl doch Ismael der Sohn ihres Stammvaters Abraham gewesen ist und mit diesem die Beschneidung empfangen hat1 . Die Juden sagen aber, die Beschneidung, die am achten Tage vorgenommen werde, sei die rechte2 ; jene dagegen, die nicht an diesem Tage geschehe, verdanke ihre Entstehung nur einem Zufalle. Vielleicht wurde die Beschneidung durch einem dem Volke der Juden feindlich gesinnten Engel S. 503 veranlaßt, der den Unbeschnittenen unter ihnen Böses zufügen, den Beschnittenen dagegen nichts anhaben konnte. Man wird sagen können, dies erhelle aus dem, was im Buch Exodus geschrieben steht, wonach der Engel vor der Beschneidung des Eliazar über Moses Gewalt hatte, nach der Beschneidung desselben aber nichts mehr über ihn vermochte3 . Und in solcher Erkenntnis "nahm Sepphora einen Stein und beschnitt damit ihr Kind"4 , wobei sie nach der gewöhnlichen Lesart der Handschriften gesagt haben soll: "Das Blut der Beschneidung meines Kindes ist zum Stehen gekommen", nach dem hebräischen Texte selbst aber:"Ein Blutbräutigam bist du mir"5 . Sie hatte nämlich Kunde von einem solchen Engel, der vor der Vergießung des Blutes Macht hatte, durch das Blut der Beschneidung aber kraftlos wurde; deswegen wurde ihm auch das Wort gesagt: "Ein Blutbräutigam bist du mir."
Aber diese Dinge, die wohl überflüssig und für das Ohr der großen Menge nicht passend erscheinen, mögen so weit mit einiger Kühnheit erörtert sein. Nur eins will ich noch für einen Christen geziemend beifügen und dann zum folgenden übergehen. Dieser Engel hatte nämlich, wie ich glaube, Gewalt über jene Angehörigen des jüdischen Volkes, die nicht beschnitten waren, und überhaupt über alle diejenigen, die nur den Weltschöpfer verehren; und er hatte nur lange Gewalt, als Jesus nicht einen6 Leib angenommen hatte. Seitdem er ihn aber angenommen hat und an seinem Leibe die Beschneidung vollzogen worden war7 , da wurde jenem Engel alle Gewalt über diejenigen genommen, die in dieser Gottesverehrung [keine] Beschneidung erfahren; denn durch seine unsagbare Göttlichkeit stürzte Jesus jenen Engel. Deshalb ist es S. 504 seinen Jüngern verboten, sich beschneiden zu lassen, und es wird ihnen gesagt: "Wenn ihr euch beschneiden lasset, so wird Christus euch nichts nützen"8 .
