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Was aber seine Behauptung betrifft: „So weit sie auch auseinandergehen, so kann man doch von allen die Versicherung hören: Mir ist die Welt gekreuzigt, und ich der Welt“, so wollen wir auch diese als unwahr nachweisen. Es gibt nämlich einige Sekten, welche die Briefe des Apostels Paulus nicht annehmen, wie zum Beispiel die beiden Gruppen der Ebionäer und die sogenannten Enkratiten. Wer also den Apostel nicht als feinen und weisen Mann anerkennt, dürfte wohl auch seinen Ausspruch: „Mir ist die Welt gekreuzigt, und ich der Welt“ nicht im Munde führen. Celsus macht sich S. 525 also auch hier der Unwahrheit schuldig. Er hält sich nun lange dabei auf, die Verschiedenheit der Sekten zum Gegenstand seiner Anklage zu machen, scheint mir aber das, was er sagt, nicht deutlich zu gliedern und auch nicht sorgfältig durchschaut zu haben. Meines Erachtens hat er auch nicht gehörig verstanden, wie es kommt, dass „ die Christen, welche eine tiefere Erkenntnis ihres Glaubens gewonnen haben, ein größeres Wissen zu besitzen behaupten als die Juden“ , und ob dies der Fall ist, weil sie die Bücher der Juden annehmen, diese aber anders erklären, oder weil sie die Schriften jener verwerfen. Jede der beiden Möglichkeiten dürften wir nämlich bei den Sekten finden.
Unser Gegner fährt dann fort: „ Wohlan nun, wenn sie auch für ihren Glauben keine bestimmte Grundlage haben, so wollen wir doch die Lehre an sich prüfen. Vorher aber ist von allem dem zu reden, was sie falsch verstanden haben und in ihrer Unwissenheit verderben, wenn sich in taktloser Weise sofort bei Erörterung der Hauptpunkte über das, was sie nicht wissen, selbstgefällig verfügen. Es ist aber folgendes.“ Und sofort stellt er gewissen Aussprüchen, welche die gläubigen Christen stets im Munde führen, solche der Philosophen gegenüber. Er will nämlich nachweisen, dass dasjenige, was er an der christlichen Lehre „ schön und gut“ findet, „von den Philosophen noch besser und treffender gesagt worden sei“ , um diejenigen für die Philosophie zu gewinnen, die sich von den Lehrsätzen gefangennehmen lassen, deren Schönheit und Gottseligkeit einem jeden sofort in die Augen fällt. Wir beendigen nun hier das fünfte Buch und wollen das sechste mit dem, was folgt, beginnen.
