121. Frage.
Ob man schwerere Arbeiten ablehnen dürfe.
Antwort. Wer aufrichtig ist in der Liebe gegen Gott und fest in der Überzeugung von der Vergeltung des Herrn, der ist mit dem Gegenwärtigen nicht zufrieden, sondern sucht immer Etwas darüber zu thun und sehnt sich nach mehr. Und selbst wenn er Etwas über seine Kräfte zu thun scheint, so ist er doch nicht ohne Sorge, wie Einer, der seine Aufgabe vollendet hat, sondern ist in beständiger Bekümmerniß, als sei er noch weit von der schuldigen Vollkommenheit entfernt, wenn er hört, wie der Herr befiehlt: „Wenn ihr Alles gethan habt, was euch befohlen war, dann saget: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur gethan, was wir schuldig waren zu thun;“1 wenn er ferner den Apostel hört, welchem die Welt und welcher der Welt gekreuzigt war,2 und der sich nicht scheute zu sagen: „Ich bilde mir noch nicht ein, es ergriffen zu haben; Eins aber S. 252 — thue ich — ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach Dem aus, was vor mir liegt; dem vorgesteckten Ziele eile ich zu, dem Preise, der von oben erhaltenen Berufung Gottes in Christus Jesus.“3 Er, der als Verkündiger des Evangeliums Vollmacht hatte, vom Evangelium zu leben, sagt: „Mit Mühe und Beschwerde haben wir Tag und Nacht gearbeitet, nicht als ob wir nicht dazu Vollmacht hätten, sondern um uns euch zum Vorbilde hinzustellen, damit ihr uns nachahmt.“4 Wer nun ist wohl so thöricht und ungläubig, daß er mit Dem, was er bereits gethan, zufrieden wäre oder Etwas als zu schwer oder mühsam ablehnen würde?
