272. Frage.
[Forts. v. S. 337 ] Da es ein Gebot des Herrn ist, nicht ängstlich für den morgigen Tag zu sorgen; wie werden wir dieses Gebot richtig verstehen? Denn wir sehen, daß wir wegen der Lebensbedürfnisse viele Mühe haben, so daß wir Das, was auf längere Zeit uns ausreichen kann, aufbewahren.
Antwort. Wer die Lehre des Herrn, der da sagte: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit,“1 aufnimmt und von der Wahrheit der Verheissung dessen, der hinzufügte: „So wird euch Dieses alles gegeben werden“ fest überzeugt ist, der beladet seine Seele nicht mit zeitlichen Sorgen, welche das Wort ersticken und unfruchtbar machen, sondern er kämpft den guten Kampf, um Gott wohlgefällig zu werden, glaubt dem Herrn, der da sprach: „Der Arbeiter ist seiner Nahrung werth,“2 und ist nicht besorgt um sie, sondern arbeitet und ist besorgt nicht seinetwegen, sondern wegen des Gebotes des Herrn, wie der Apostel gezeigt und gelehrt hat, indem er sprach: „In Allem habe ich euch gezeigt, daß man also arbeitend sich müsse der Schwachen annehmen.“3 Denn seinetwegen besorgt sein ist ein Zeichen der Eigenliebe, und arbeiten ist das Lob einer Seele, die Christus und die Brüder liebt.
