260. Frage.
Da der Apostel einmal sagt: „Werdet nicht unvernünftig,“1 und ein ander Mal: „Werdet S. 325 nicht klug vor euch selbst;“2 ist es möglich, daß Der, welcher nicht vor sich klug ist, nicht unvernünftig ist?
Antwort. Jede Vorschrift hat eine besondere Grenze. Denn der Vorschrift: „Werdet nicht unvernünftig“ fügt er hinzu: „Sondern verstehet, was der Wille Gottes ist;“ zu der andern aber: „Sei nicht klug vor dir selbst“ gehört: „Sondern fürchte Gott und meide alles Böse.“3 Daher ist Derjenige unverständig, welcher den Willen des Herrn nicht versteht, klug vor sich selbst aber Jeder, der seinen eigenen Eingebungen folgt und nicht dem Glauben gemäß nach den Worten Gottes wandelt. Will daher Jemand weder unvernünftig noch vor sich selbst klug sein, so muß er den Willen Gottes verstehen durch den Glauben an ihn und in Gottesfurcht den Apostel nachahmen, der sagt: „Indem wir niederreissen die Rathschläge und alle Hoheit, welche sich erbebt wider die Erkenntniß Gottes, und indem wir gefangen nehmen allen Verstand zum Gehorsame Christi.“4
