282. Frage.
Wer sind Diejenigen, welche sagen: „Wir haben von dir gegessen und getrunken“ und dann noch hören: „Ich kenne euch nicht“?1
Antwort. Vielleicht Jene, welche der Apostel in seiner eigenen Person beschrieben hat, indem er sagte: „Wenn ich die Sprachen der Menschen und Engel redete u. s. w., und wenn ich alle Erkenntniß und allen Glauben hätte; und wenn ich alle meine Güter zur Speisung der Armen austheilte; und wenn ich meinen Leib zum Verbrennen hingäbe, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir Nichts.“2 S. 345 Dieses hatte der Apostel von dem Herrn selbst gelernt, der von Einigen sagte: „Denn sie thun es, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.“3 Denn was nicht aus Liebe zu Gott, sondern wegen des Lobes der Menschen geschieht, Das findet, was es auch immer sein mag, das Lob der Frömmigkeit nicht, sondern verfällt dem Vorwurfe, den Menschen zu gefallen, oder der Selbstgefälligkeit oder der Streitsucht oder des Neides oder einer ähnlichen Schuld. Daher nennt er Dergleichen Werke der Ungerechtigkeit und sagt zu Denen, welche sagten: „Wir haben von dir gegessen“ u. s. w.: „Weichet von mir, ihr Übelthäter alle!“4 Denn wie sind Das nicht Übelthäter, welche die Gaben Gottes zur Befriedigung ihrer eigenen Lüste mißbrauchen? Der Art waren Jene, von denen der Apostel sagt: „Denn wir sind nicht wie sehr Viele, welche das Wort Gottes verfälschen.“5 Und ferner: „Die da meinen, die Frömmigkeit sei ein Gewerbe.“6 Aber von Diesem allen zeigte sich der Apostel selbst rein, indem er sagt: „Nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Denn weder haben wir uns jemals bei euch schmeichelhafter Worte bedient, wie ihr wisset, noch Gelegenheit zur Habsucht gesucht, Gott ist Zeuge, noch suchten wir Ehre vor den Menschen, weder bei euch noch bei Anderen.“7
