306. Frage.
Wie vermeidet man die Zerstreuung des Geistes?
Antwort. Wenn man die Gesinnung des auserwählten David annimmt, der das eine Mal sagt: „Ich sehe den Herrn allezeit vor meinen Augen, denn er ist mir zur Rechten, damit ich nicht wanke,“1 ein ander Mal: „Meine Augen sind immer auf den Herrn gerichtet; denn er wird meine Füße aus dem Netze ziehen,“2 ein ander Mal: „Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren, wie die Augen der Mägde auf die Hände ihrer Gebieterin, so schauen unsere Augen auf den Herrn unsern Gott.“3 Und damit wir durch ein niedriges Beispiel angespornt werden, die wichtigeren Dinge mit um so größerer Sorgfalt zu verrichten, so denke ein Jeder bei sich, wie er bei seinen Genossen sich benimmt, auch wenn sie ihm gleich find; wie er sich beeifert, sowohl im Stehen als im Gehen, in der Bewegung eines jeden Gliedes und im Reden sich tadellos zu benehmen. Wie wir uns nun bestreben in Dem, was vor den Menschen geschieht, auf die Menschen Rücksicht zu nehmen, ebenso und weit mehr wird man überzeugt, man habe Gott, welcher Herzen und Nieren erforscht, wie geschrieben steht, zum Zuschauer und den eingebornen Sohn Gottes, der die Verheissung erfüllt: „Wo Zwei oder Drei in S. 361 meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen,“4 und den heiligen Geist, den Vorsteher, den Spender und Bewirker der Gnadengaben, und die Schutzengel eines Jeden nach dem Ausspruche des Herrn: „Sehet zu, daß ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen immerfort das Antlitz meines Vaters, der im Himmel ist;“5 wenn wir aus allen Kräften und auf alle Weise darnach ringen, die Gott wohlgefällige Frömmigkeit zu erlangen und so die Zerstreuung mehr und vollkommener fern zu halten. Ferner auch, wenn man sich bemüht zu erfüllen, was geschrieben steht: „Ich will den Herrn preisen zu aller Zeit; immer soll sein Lob in meinem Munde sein,“6 und Folgendes: „Er wird betrachten in seinem Gesetze Tag und Nacht,“7 damit der Geist wegen der gleichmäßigen und anhaltenden Betrachtung und Erwägung des Willens und der Satzungen Gottes keine Zeit zur Zerstreuung finde.
