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Besser wäre es für ihn, es wäre ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer versenkt worden, als daß er die Jungfrau des Herrn geärgert hat1. Wo S. 99 wäre ein Sklave so frech und wahnsinnig, daß er sich auf das Lager des Herrn werfen würde? Oder wo ließe sich ein Räuber zu solcher Tollkühnheit hinreißen, daß er sogar an den Weihegeschenken Gottes sich vergriffe, nicht an leblosen Gefäßen, sondern an lebendigen Leibern, in denen eine Seele wohnt, die nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen ist? Hat man jemals von einem gehört, der sich erfrecht hätte, mitten in der Stadt und gerade am hellen Mittag auf das Bild eines Königs Gestalten unreiner Schweine zu zeichnen? Hat jemand die Ehe mit einem Manne verletzt, so stirbt er ohne Erbarmen, wenn zwei oder drei Zeugen da sind2. Wie viel schwerer, meint Ihr, wird die Strafe sein, die den trifft, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten, die mit ihm verlobte Braut geschändet und dem Geiste der Jungfräulichkeit Schmach angetan hat3? Aber jene hat es ja gewollt, sagt er, und ich habe ihr nicht wider ihren Willen Gewalt angetan. Indes, auch jene Ägypterin, die wollüstige Herrin, war rasend in den schönen Joseph verliebt. Und doch obsiegte nicht die rasende Begierde des unzüchtigen Weibes über die Tugend des Keuschen, und dieser ließ sich nicht zur Sünde vergewaltigen, obschon das Weib ihn gewaltsam fassen wollte. Allein bei jener Person war das beschlossene Sache, antwortet er, und sie war keine Jungfrau mehr. Hätte ich mich nicht dazu entschlossen, so wäre sie von einem andern geschändet worden. Es mußte ja auch der Menschensohn verraten werden, heißt es; aber wehe dem, durch den er verraten wurde4. Und „es müssen Ärgernisse kommen; aber wehe dem, durch den sie kommen5”.
