1.
Der Einklang im Haß wider uns und die bis zum letzten Mann reichende Gefolgschaft hinter dem Anführer des Feldzuges gegen uns bewogen mich, allen gegenüber in gleicher Weise mich auszuschweigen und weder mit einem freundschaftlichen Briefe noch sonst mit einem (mündlichen) Verkehr den Anfang zu machen, sondern in Schweigen (gehüllt) mit meiner Verstimmung fertig zu werden. Da wir aber zu den Verleumdungen nicht schweigen dürfen, nicht um mit der Gegenwehr uns selbst zu rechtfertigen, sondern um zu verhüten, daß der Lüge Tür und Tor geöffnet werde, und um die Betrogenen vor dem Schaden zu bewahren, schien es mir notwendig, diese Sache allen vorzulegen und Eurer Einsicht zu schreiben, obschon ich auf mein jüngstes Schreiben an die gesamte Priesterschaft von Euch keiner Antwort gewürdigt wurde. Brüder! Schmeichelt doch denen nicht, die mit den verderblichen Lehrsätzen an Euch sich heranmachen, und laßt es bei Eurer Erkenntnis nicht aus Versehen zu, daß das Volk Gottes mit gottlosen Lehren verführt werde. Sabellius, der Libyer, und Marcell, der Galater1, haben es ganz allein gewagt, die Dinge zu lehren und zu schreiben, die jetzt bei Euch die Vorsteher des Volkes als ihren eigenen Fund vorzutragen versuchen, indem sie etwas mit der Zunge daherplappern, aber diesen Spitzfindigkeiten und Trugschlüssen nicht einmal den Anstrich der Glaubwürdigkeit zu geben vermögen. Diese Leute sagen in der Öffentlichkeit uns Dinge nach, die wir gesagt, und Dinge, die wir nicht gesagt haben, und weichen auf jede Weise S. 230 einer Zusammenkunft mit uns aus. Weshalb denn? Nicht deshalb, weil sie eine Widerlegung ihrer verderblichen Lehren zu gewärtigen haben? Sie haben ja ihre Unverschämtheit gegen uns so weit getrieben, daß sie sogar Träume gegen uns erdichteten, um unsere Lehren als schädlich zu verunglimpfen. Allein mögen sie auch alle Träume der blätterstreuenden Monate sich in den Kopf setzen, sie werden uns auch nicht eine Gotteslästerung aufbürden können, weil es in jeder Kirche viele gibt, die der Wahrheit Zeugnis geben.
Sabellius bestritt die drei Personen in der Gottheit, lehrt nur drei Erscheinungsweisen einer und derselben Monas. Deshalb die Warnung am Schluß von c. 4: „Hebt die Personen (τὰς ὑποστάσεις) [tas hypostaseis] nicht auf!” Fast sabellianisch dachte und lehrte Marcell v. Ankyra. Über ihn Th. Zahn, Marcell v. Ankyra, Göttingen 1867, und A. Stegmann, Die pseudoathanasianische I. Rede gegen die Arianer als κατὰ ̓Αϱειανῶν λόγος [kata Areianōn logos] ein Apollinarisgut Rottenburg 1917, S. 93 ff. ↩
