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S. 31 Nun wollen wir die Stellen der göttlichen Schrift, nach denen die Gegner greifen, die sie nach ihrer Auffassung verdrehen und zur Beseitigung der Herrlichkeit des Eingeborenen uns entgegenhalten, gleichfalls prüfen, um über deren Sinn uns möglichst klar zu werden. Befassen wir uns zuerst mit der Stelle: „Ich lebe um des Vaters willen1.” Sie ist ja eines von den Geschoßen, die gen Himmel geschleudert werden von denen, die sich ihrer gottloser Weise bedienen. Doch hier redet, wie ich glaube, die Stelle nicht vom vorweltlichen Leben — denn alles, was um eines andern willen lebt, kann nicht das Leben selbst sein, geradeso wie das, was von einem andern (Körper) erwärmt wird, nicht die Wärme selbst sein kann. Christus aber hat auch als unser Gott gesprochen: „Ich bin das Leben2” —, sondern von diesem Leben im Fleische, das in dieser Zeit begonnen hat, und das er um des Vaters willen lebte. Denn nach des Vaters Willen trat er in dies Menschenleben ein. Und er sagte nicht: Ich lebte um des Vaters willen, sondern „ich lebe um des Vaters willen” — damit deutlich die Gegenwart markierend. Er kann aber auch von einem Leben reden, das Christus lebt, sofern er den Logos Gottes in sich trägt. Und daß dies an der Stelle gesagt sein will, werden wir aus folgendem ersehen. „Und wer mich ißt,” sagt er, „wird leben um meinetwillen3.” Denn wir essen sein Fleisch und trinken sein Blut, indem wir durch die Menschwerdung und das sichtbare Leben am Logos und der Weisheit Anteil bekommen. Mit „Fleisch und Blut” hat er ja seinen ganzen mystischen Wandel auf Erden bezeichnet und die aus einer praktischen, natürlichen und theologischen Seite bestehende Lehre geoffenbart, durch die die Seele ernährt und bis zu einem gewissen Grad zur Betrachtung der Dinge vorbereitet wird. Und das will vielleicht mit jener Stelle gesagt sein.
