8.
Sodann ist er im Munde des weisen Salomo in den Sprüchen „geschaffen ”: „Denn der Herr schuf mich1”, sagt er. Auch heißt er „Anfang der evangelischen Wege”, die uns zum Himmelreiche führen, wobei er nicht dem Wesen nach ein Geschöpf ist, sondern in der Heilsökonomie Weg geworden ist. „Geworden” und „geschaffen” sein besagt ja dasselbe. So ist er „Weg” geworden und „Türe”, Hirte, Bote und Schaf und dann wieder Hohepriester und Apostel2; es liegen hier nur verschiedene Benennungen vor — je nach dem wechselnden Gesichtspunkte. Was mag nun der Häretiker wieder sagen von dem nicht unterworfenen und doch unsertwegen zur Sünde gewordenen Gott3? Denn es steht geschrieben: „Wenn ihm alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat4.” Mensch, du fürchtest dich nicht vor dem Gott, der sich einen „Nichtunterworfenen” nennt? Deine Unterwerfung macht er ja zur seinigen; aber weil du gegen die Tugend dich sträubst, nennt er sich „nicht unterworfen”. So sagte er auch einmal, er sei der Verfolgte. „Saulus,” ruft er, „Saulus, was verfolgst du mich5?” — als nämlich dieser nach Damaskus eilte mit S. 37 dem Vorhaben, die Jünger Christi zu fesseln. Ein andermal nennt er sich nackt, wenn einer der Brüder nackt ist. „Ich war nackt,” sagt er, „und ihr habt mich bekleidet6.” Ist ein anderer im Kerker, so sagt er, er sei der Eingeschlossene. Er selbst hat ja unsere Sünden auf sich genommen und unsere Gebrechen getragen7. Eine unserer Schwächen ist auch die Nichtunterwerfung; auch sie hat er getragen. Deshalb macht der Herr auch die Widerwärtigkeiten, die uns begegnen, sich zu eigen und nimmt zufolge der Gemeinschaft mit uns unsere Leiden auf sich.
