18.
Zum Beweise, wie mannigfaltig die Schleichwege des Widersachers seien und wie notwendig ängstliche Wachsamkeit in jedem Augenblicke für solche Seelen ist, die Gott zu gefallen streben, erzählte sie, dass sie noch ein zweites Mal dasselbe zu leiden hatte: „Wir hatten nämlich,“ sagte sie, „ein prächtiges Besitztum mit einem Bade, das alle Schönheit der Welt weit übertraf; denn auf der einen Seite lag das Meer, auf der andern ein Wald mit allen Baumarten, worin Wildschweine, Hirsche, Gazellen und anderes Wild sich tummelte, so dass die Badegäste vom Strande seewärts die Segelschiffe sahen und landein das laute Jagdgetriebe.1 Das alles bot dem Teufel willkommenen Anlass; er stellte vor mein Auge die bunte Pracht der Marmorbauten und erinnerte mich an den unberechenbaren Ertrag des ganzen Gutes, denn ringsum gehörten noch zweiundsechzig Gehöfte dazu.“ Doch wieder hob die Selige den frommen Blick zu Gott empor und trieb den Feind von dannen. „Damit, o Teufel,“ sagte sie, „sollst du meinen Lauf nicht hemmen.2 Was ist denn alles, das heute besteht und morgen den Barbarenhorden und S. 460 dem Feuer, Zeit oder irgend einem Unglück zur Beute fällt? Was ist alles im Vergleiche mit den ewigen Gütern, die immer und endlos unveränderlich bleiben, die man in Ewigkeit nie verliert, und die man erkaufen kann um diese vergänglichen Güter?“ Weil der Teufel einsah, dass er machtlos war und seine Niederlage stets der Seligen zu grösserem Verdienste gereichte, liess er endlich ab sie zu quälen.
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