47.
Das Nachtoffizium bestand aus drei Responsorien1 und drei Lektionen,2 das Morgenoffizium aus fünfzehn Antiphonen.3 Auch um die dritte Tagesstunde sangen sie Psalmen; denn zu dieser Stunde, sagten sie, kam der Heilige Geist auf die Apostel herab,4 ebenso zur sechsten Stunde, denn da ward der Patriarch Abraham gewürdigt, den Herrn gastlich aufzunehmen;5 auch um die neunte Stunde nach dem Brauche der heiligen Apostel, denn zur neunten Stunde gingen Petrus und Johannes zum Gebete hinauf in den Tempel und heilten den Lahmen.6 Auch andere passende Schriftstellen führte sie an zum Beweis; so nannte sie das Beispiel des heiligen Propheten Daniel, der täglich dreimal zur bestimmten Zeit die Kniee beugte zum Gebet,7 und das Gleichnis im Evangelium, wo vom Hausvater geschrieben steht, dass er um die dritte, sechste und neunte Stunde ausging, Arbeiter zu dingen in seinen Weinberg.8 „Dem Abendoffizium“,9 sagte sie, S. 478 „müssen wir mit allem Eifer obliegen, nicht allein zum Danke, dass wir den Tag im Frieden durchmassen, sondern zugleich, weil der Herr nach seiner Auferstehung sich herabliess, mit Kleophas und seinem Weggenossen zu wandern.“10 Sie mahnte die Schwestern besonders am Tag des Herrn und den übrigen hohen Festen, unermüdlich zu sein im Psalmengebete: „Ziemt es sich schon im täglichen Gottesdienste nie lau und lässig zu sein, dann sollen wir am Tag des Herrn und den anderen hohen Festen noch länger dem Psalmengebet obliegen als an gewöhnlichen Tagen.“
d.h. drei Psalmen, die vom Vorsänger (hier Vorsängerin) gesungen und an bestimmten Stellen unterbrochen werden durch Wiederholung gewisser Verse, die alle Anwesenden sangen. Nach diesem Schema singt und betet man heute nur noch täglich den Ps 94 (Venite exultemus Domino!) ↩
Lesungen aus der hl. Schrift. ↩
Psalmen im Wechselgesang von zwei Chören wie heute noch. ↩
Apg 2,15. ↩
Gen 18,1 ff. ↩
Apg 3,1 ff. ↩
Dan 6,10. ↩
Mt 20,1 ff. ↩
(xxx) = vesperae, das (xxx), lucernarium (wegen der Lichter, die man anzündete) beschloß den Tag. Complet und Prim waren noch nicht allgemein, zumindest nicht in Rom eingeführt. Melania aber richtete sich nach den Bräuchen ihrer Vaterstadt. ↩
Lk 24,13 ff. ↩
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