26.
Neues und Altes Testament pflegte sie drei bis vier Mal im Jahre zu lesen. Sie schrieb auch vieles eigenhändig ab in prächtigen Buchstaben und schenkte die Bücher den Heiligen. Hatte sie mit den Jungfrauen ihres Klosters das Offizium gebetet, so sprach sie selber noch die anderen Psalmen. Mit solchem Eifer las sie die Schriften der Heiligen, dass ihr kein Buch fremd blieb, dessen sie nur irgendwie habhaft werden konnte: die einen kaufte sie, die anderen nahm sie zu leihen und las mit einer Aufmerksamkeit, dass ihr nichts entging, nicht Wort noch Gedanke. So gewaltig war ihr Wissensdurst, dass man glauben musste, wenn sie lateinisch S. 495 las, sie verstehe nicht griechisch, und wenn sie griechisch las, sie verstehe nicht lateinisch.1
Gemeint ist das öffentliche Vorlesen, bes. beim kirchl. Stundengebet, z.B. bei den Vigilien wie unten Kap. 64. ↩
