31.
Sie machte sich Rock und Schleier,1 Kukulle2 S. 467 von Haaren und legte sie niemals ab von den heiligen Pfingsten bis zum fünften Tage der heiligen Ostern, nicht bei Tag und nicht bei Nacht. So lebendig war ihre Liebe zu Gott, und sie, die hochadelige Senatorentochter, war doch aufgewachsen in Bequemlichkeit und Überfluss. Die genau darum wussten, wie sie von frühester Kindheit erzogen wurde, haben erzählt: Als sie noch im weltlichen Gewande ging, begab es sich einst, dass die Stickerei des kostbaren Linnengewebes, das sie trug, ihren Körper berührte und dass sie deshalb eine heftige Entzündung bekam. So empfindlich über alle Massen war sie. Doch der Herr, der verheissen hat: „Bittet und ihr werdet empfangen, suchet und ihr werdet finden, klopfet und es wird euch aufgetan!“3 gab auch ihr, weil sie bat, die Kraft aus der Höhe.
Der Schleier ((xxx), velamen) war ein Tuch, das vom Haupte nach rückwärts herabfiel und Hals und Schultern bedeckte. ↩
Kukulle ((xxx)) war nicht die heute genau so benannte faltenreiche Flocke (z.B. der Benediktiner) mit den weiten Ärmeln, sondern eine Art Kapuze bis zu den Schultern, ein Stück der Kinderkleidung, das man in Klöstern als Sinnbild der Unschuld und Einfalt trug, wie Cassian (Instit. I,4) andeutet. ↩
Mt 7,7. ↩
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