30.
Almosen gab sie so reichlich, als glaubte sie dadurch allein Barmherzigkeit erlangen zu können gemäss dem Ausspruch des Herrn: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“.1 Sie war von inniger Liebe zur Armut erfüllt, so dass sie kurze Zeit, ehe sie hinging zum Herrn,2 uns beteuerte, sie nenne nichts mehr auf Erden ihr eigen ausser etwa fünfzig Goldstücke,3 die man ihr schenkte. Die sandte sie noch einem heiligen Bischof mit den Worten: „Ich möchte das nicht einmal an meinem väterlichen Erbteil besitzen.“ Nicht genug, dass sie das Eigene Gott zum Opfer brachte! Sie bewog auch andere zur gleichen Tat. Es übergaben deshalb viele, von Liebe zu Christo getrieben, der Seligen ihren Reichtum wie einem treuen und klugen Verwalter.4 Und treu und verständig sorgte sie, dass alles im Sinne der Spender ausgeteilt wurde.
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