38.
So kamen sie zu der Zelle des heiligen Abtes Hephästion. Sie baten ihn, das Geld anzunehmen, doch er sagte ganz entschieden, er wolle das überhaupt nicht tun. Da die Selige nun in der Zelle des Heiligen nach dessen Hausrat sich umsah, merkte sie, dass nichts S. 471 sein eigen war in dieser Welt ausser einer Matte, einem Korbe mit ein wenig trockenem Brot und einem winzigen Salzfass. Tiefgerührt von dem unbeschreiblichen himmlischen Reichtum des Heiligen verbarg sie das Geld im Salz und suchte dann eilig hinwegzukommen aus Angst, es möchte der Greis entdecken, was sie getan. Sie baten um seinen Segen und machten sieh schnell davon. Doch der Mann Gottes merkte sogleich, was geschehen war. Sie hatten schon über den Fluss gesetzt, da kam er nachgelaufen, das Geld in der Hand, und schrie: „Was soll ich damit anfangen?“ Die selige Melania gab zur Antwort: „Gib es den Armen,“ Doch er beteuerte, das nicht selber behalten noch anderen geben zu wollen, zumal es unmöglich sei, dass ein Armer in die Wüste komme. Da sie zur Rücknahme nicht zu bewegen war, obgleich der Heilige lange Zeit mit ihr zankte, warf er das Geld in den Fluss. Auch vielen anderen heiligen Einsiedlern und hochehrwürdigen Jungfrauen, die nichts annehmen wollten, liess die Heilige durch fromme List Geld in den Zellen. Den Heiligen helfen galt ihr nämlich als der kostbarste Gewinn für das geistliche Leben und als der grösste Nutzen für die Seele.
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