28.
Während der Bau durch Christi Gnade vorrückte, kamen die Reliquien des heiligen Symeon aus Antiochia an. Auf die Nachricht hin befahl der Kaiser dem Erzbischof, die Beisetzungsfeier der heiligen Reliquien ausrufen zu lassen, und den vorangehenden Nachtgottesdienst im Michaelheiligtum zu Anaplus abzuhalten, weil S. 28 er selbst dort wohnte. Und am folgenden Tage fuhr ein kaiserlicher Wagen vor, und der Erzbischof stieg ein, nahm die Reliquien auf den Schoß, und sie fuhren hinauf. All das unzählige Volk aber ging teils vor teils hinter dem Wagen und sang Psalmen: so kamen sie an den bestimmten Ort. Und es fanden viele Heilungen statt an diesem Tage der Beisetzung der heiligen Reliquien. Und nach dem darauffolgenden Gottesdienst strömte das ganze Volk heraus und zog in die Mandra zu dem Heiligen, um sich segnen zu lassen. Auch der Erzbischof mit dem ganzen Klerus kam heraus, und man stellte ihm einen Thronsessel hin, und er setzte sich vor der Säule und sprach zu dem Heiligen: Sieh, der Herr hat alle deine Wünsche erfüllt, nun segne deine Kinder durch eine Predigt. Und als der Diakonos gerufen hatte: Lauschet nach oben! sprach er den Segensgruß über das Volk und tat seinen Mund auf und lehrte sie, nicht schwülstig und nicht philosophisch, sondern er sprach von der Liebe Gottes und der Liebe zur Armut und Almosen und brüderlicher Gesinnung, und von dem ewigen Leben, das den Heiligen bereitet ist, und dem ewigen Gericht für die Sünder. Und durch Gottes Gnade wurde das gläubige Volk so zerknirscht, daß der Boden von ihren Tränen naß ward. Danach sprach er ein Gebet und entließ sie alle, und ein jeder ging nach seinem Hause im Frieden.
