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Ein Weib hatte einen zwölfjährigen Sohn namens Damianos, der war von Geburt an stumm. Den brachte sie zur Mandra des Heiligen und bedeutete ihm, er solle nirgendwohin Weggehen und dann ging sie und ließ ihn dort. Da sahen die Brüder den Knaben dort warten und zu niemandem ein Wort sagen, und führten ihn zum Heiligen hinein. Der sah ihn an und befahl, er solle im Kloster bleiben und sagte: Das Kind soll in den Kirchendienst treten! Da sagten ihm die Brüder: Herr, er ist stumm. Er antwortete: Benetzt seine Zunge mit Heiligenöl! Aber die Brüder argwöhnten, daß seine Mutter aus Armut ihn angestiftet habe, sich stumm zu stellen, und deshalb suchten sie ihn öfter plötzlich durch einen Ruf aufzuwecken, wenn er schlief. Oder sie stachen ihn mit Nadeln und Griffeln um zu probieren, ob er schreien würde, aber er gab trotz der Schmerzen keinen Laut von sich, weil er wirklich stumm war. So verstrich geraume Zeit. Da sollte eines Sonntags das heilige Evangelium verlesen werden und der Diakonos hatte gerade die Lektion aus dem heiligen Matthäusevangelium angekündigt, da kam der Knabe allen zuvor und schrie laut die Respons: Preis sei dir, Herr! Und nachdem er so zum erstenmal seine Stimme hatte ertönen lassen, lernte er in der Folgezeit das Psalmensingen so gut, daß er alle Brüder übertraf. Ein Kammerherr Kalapodios, der eine Kapelle des heiligen Erzengels Michael gebaut hatte, kam einst zu dem Heiligen und bat ihn um Brüder für dies Heiligtum in Parthenopolis: da gab ihm der Fromme außer einigen Brüdern den Knaben als Psalmensänger mit, und so kam er in den Kirchendienst Gottes, wie es der Heilige vorausgesagt hatte.
Noch viele andere Wunder hat Gott durch seinen Diener getan, die weder die Rede darstellen noch die Zunge erzählen kann, und die wir auslassen müssen um nicht bis zum Überdruß zu berichten: sind doch die erwähnten hinreichend, um die Gläubigen zu stärken und die Ungläubigen zum Glauben zu bekehren. Nun wollen wir noch von der Stärke und Unwandelbarkeit des Glaubens dieses frommen Mannes berichten.
