32.
S. 31 Aber der Teufel, der Feind alles Guten, flößte dem Titus neugierige Gedanken ein, den heiligen Mann zu prüfen, um zu sehen, ob er auch äße und was er genieße. Eines Tages paßte er die Zeit der Vesper ab und blieb von allen Brüdern unbemerkt draußen in der Mandra, wo er sich hinter der Säule verbarg. Als nun der nächtliche Psalmengesang der Brüder in der Kapelle begann, meinten sie, er sei aus Überdruß ferngeblieben: am nächsten Morgen aber gesellte er sich wieder zu ihnen, und so trieb er es sieben Tage ohne zum Ziel zu kommen. Da faßte er sich endlich ein Herz und beschwor den Heiligen, ihm die Art seines Lebens zu sagen. Der fromme Mann willfahrte ihm und sagte: Glaube mir, Bruder, ich esse und trinke, soviel, wie zum Leben genügt, denn ich bin kein Geist und nicht fleischlos, sondem ein Mensch und mit Fleisch bekleidet. Und auch meine Notdurft verrichte ich, wie ein Schaf, weil ich hartes Brot esse. Denn, wenn ich auch mehr genießen wollte als eben nötig ist, würde ich mir Schmerzen bereiten, denn in dem Maße, als ich mich bemühe enthaltsam zu sein, geht es mir gut und vermindert sich der Schmerz meiner Füße. Spricht Titus zu ihm: Wenn nun eure Heiligkeit in solchem Zustande und an so windigem Platze stehend sich so zu ihrem Besten bemüht, enthaltsam zu sein, was müßte ich da tun, der ich noch jung bin und von gesundem Körper? Antwortet der Heilige: Was dein Fleisch aushält, das tue, und zwinge es nicht über sein Maß, noch laß es verweichlichen. Denn wie ein überladenes Schiff leicht untersinkt, so wird es andererseits leicht vom Winde zum kentern gebracht, wenn du es zu leicht läßt. Ich habe, lieber Bruder, durch Gottes Gnade diese meine Weise angenommen und weiß, wie ich mich dabei befinde.
