34.
Als dieses nun fromm vollendet war, entschloß sich der eine seiner Volksgenossen, der bei ihm geblieben war, zu dem gleichen Leben am gleichen Orte und führte es lange Zeit ununterbrochen und erbaute alle Besucher höchlichst, sodaß sein Ruhm sich überall verbreitete. Er aber wollte dem Ruhm vor Menschen entgehen, und so verließ er eines Nachts das Kloster, kam in die Mandra zu dem Heiligen und bat ihn um seinen Rat. Der Heilige fragte nach der Ursache, und als er sie erfahren, betete er über ihm und entließ ihn. Er ging bis zur Kapelle des Propheten Zacharias am Hafen und nahm dem gegenüber Wohnung auf einem Grundstück der Vorstadt, welches dem damaligen General Idubingos gehörte. Dort schloß er sich in eine kleine Zelle ein und lebte daselbst lange Zeit, brachte sogar ein bescheidenes Kloster von etwa zwölf Mann zusammen, das durch Gottes Gnade und die Gebete des heiligen Vaters noch jetzt besteht.S. 33
Um jene Zeit vermählte der fromme Kaiser Leo seine Tochter Ariadne dem vorhin erwähnten Zenon und machte ihn zum Konsul: und als bald darauf ein Barbareneinfall in Thrakien 469 stattfand, ernannte er ihn auch zum Befehlshaber der Truppen in Thrakien. Und bei einem Ausflug nach Anaplus stieg er zu dem Heiligen herauf und bat ihn: Ich schicke den General Zenon nach Thrakien wegen des drohenden Krieges; ich bitte dich, bete für ihn, daß ihm nichts widerfährt. Antwortet der Heilige dem Kaiser: Er hat ja mit sich die heilige Dreieinigkeit und die unbesiegbare Waffe des heiligen Kreuzes, und so wird er unversehrt wieder heimkehren. Man wird zwar einen Anschlag auf ihn machen und ihn eine kleine Weile in Not bringen, aber ungeschädigt wird er gerettet werden. Da antwortete der Kaiser: Es ist ja möglich, ich bitte dich, daß jemand im Kriege ohne Mühe und Not durchkommt! Und sie empfingen den Segen, verabschiedeten sich und gingen heim. Und als nun der erwähnte Mann in den Krieg zog, da zeigte sich nach kurzer Zeit der Anschlag, von welchem der Heilige gesprochen hatte, aber durch Gottes Hilfe kam er davon und gelangte zur langen Mauer und von dort setzte er über und kam nach Pylai und zog dann wieder in Chalkedon ein. Inzwischen hatte die Tochter des Kaisers dem Patricius Zenon, während er noch im Felde stand, einen Sohn geboren, und ihn Leo genannt. Zugleich wurde von Aspar und seinen Söhnen ein rebellischer Aufstand gegen den frommen Kaiser Leo ins Werk gesetzt, aber Gott, der die Kriege bis zu den Enden der Erde vertilgt, war des Kaisers Bundesgenosse und tötete beide Anführer. Da krönte er seinen Enkel 471 und Namensgenossen zum Kaiser, und nun faßte auch Zenon Mut, setzte von Chalkedon nach Byzanz über und ging in den Palast zum Kaiser Leo. Im Laufe der Zeit aber verfiel der fromme Kaiser Leo der Große in eine Krankheit und starb einen seligen Tod Jan. 474: und als Erben des Reiches ließ er seinen Enkel Leo, den Sohn des Patricius Zenon zurück. Da trat der Senat zusammen und hielt Rat, weil der Kaiser noch unmündig war und keine Unterschriften leisten konnte, und sie beschlossen, daß sein Vater Zenon das Szepter des Reiches führen solle: und so wurde er gekrönt und regierte. Als aber drei Jahre verstrichen waren, nahm der Herr den frommen jungen Kaiser Leo in sein ewiges Reich und er ging in das Land der Väter Nov. 474 und ließ seinem Vater die Herrschaft.
