51.
Sieben Tage vor seinem Hinscheiden rief er die ganze Bruderschaft, klein und groß, zu sich und ließ einige bis oben auf die Leiter steigen, daß sie seine Worte hören konnten. Und als er vernommen hatte, daß alle zugegen seien, ermahnte er sie, festzuhalten am wahren Glauben und in Eintracht die christlichen Tugenden zu üben. Und die Brüder die ihm zunächst standen - er selbst lag nämlich - schrieben seine Worte nach und lasen sie auf sein Gebot den andern vor. Und als die Brüder das Gebet und die Abschiedsworte des heiligen Vaters vernommen hatten, vergossen sie viele Tränen und ihre Klage erscholl wie der Donner. Dann sprach der Heilige noch einmal ein Gebet über uns und entließ uns mit der Ermahnung, nicht kleinmütig zu sein, sondern es tapfer zu tragen. Und von jener Stunde ab strömte die Menge wie von göttlicher Vorsehung getrieben von selbst herzu und wich nicht von der heiligen Stätte bis der heiligste Erzbischof der Kaiserstadt Euphemios kam, und er stieg herauf, sah nach dem Heiligen und verkündete oben auf der Leiter stehend der Menge: Der Heilige lebt noch und weilt unter uns; so seid gutes Muts! Sein heiliger Leib kann dem Grabe nicht übergeben werden, ehe es jedermann und den heiligen Kirchen allenthalben angesagt ist. Und das ist dann auch geschehen. Das Größte und Wunderbarste aber darf ich nicht verschweigen. Drei Tage vor seinem Hinscheiden, mitten in der Nacht, wurde er gewürdigt alle die zu schauen, die Gott Wohlgefallen hatten; und sie traten zu ihm und küßten ihn und hießen ihn, das göttliche und hochwürdige Opfer darbringen. Denn die beiden Brüder, welche bei ihm wachten, wurden gewürdigt, diese Worte zu vernehmen und die üblichen Antworten zu sprechen. Und als er die göttliche Liturgie beendet hatte, wachte er aus der Ekstase auf und kam zu sich und verlangte, daß ihm die heilige Kommunion gereicht würde, und als das geschehen war und er selbst; zuerst sie genossen hatte, empfingen auch wir alle zur mitternächtigen Zeit die heiligen Mysterien; hatte er ja doch das heilige Opfer dargebracht. Dann sagte er der herumstehenden Menge Lebewohl und trug den nächsten Brüdern auf, unablässig Weihrauch auf die Räucherschale zu werfen um die Zeit seines seligen Hinscheidens.
