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Dies, liebe Brüder, haben wir als eine möglichst knappe Auswahl aus vielem meiner Arbeit eingefügt und uns gehütet, viele Worte zu machen, um die Leser nicht zu übersättigen; unzählige Geschichten haben wir ausgelassen in dem Bewußtsein, daß den Gläubigen auch dies schon zum Gedächtnis genügen und vollkommene Erbauung wecken wird. Am Ende dieser Lebensbeschreibung aber wollen wir einen zusammenfassenden Überblick über die Zeit geben. Unser hochberühmter Vater Daniel entsagte der Welt am Anfang als er zwölfjährig war, fünfundzwanzig Jahre brachte er im Kloster zu, fünf Jahre wanderte er herum und suchte bei allen Asketen Blumen zu pflücken, aus denen er sich den Siegeskranz der Geduld zu flechten begann, als er das zweiundvierzigste Jahr vollendet hatte, in diesem Alter nämlich begab er sich auf Grund einer Offenbarung, wie oben geschildert, in unsere Residenzstadt und hauste in dem Tempel neun Jahre. Auf einem Säulenkopf stehend übte er sich für die ihm bevorstehende Mühe, denn viele göttliche Offenbarungen hatten ihm gezeigt S. 52, daß er das Leben des seligen und heiligen Symeon annehmen müsse. Dreiunddreißig Jahre und drei Monate hatte er auf den drei verschiedenen Säulen gestanden, als er verschied, so daß seine ganze Lebenszeit vierundachtzig Jahre und etwas darüber umfaßt, in denen er gewürdigt wurde, das Kleinod der himmlischen Berufung zu erjagen. Alle hat er gesegnet, für alle gebetet, alle ermahnt niemand zu übervorteilen, alle die Gebote des Heils gelehrt, alle Fremden aufgenommen, nichts besessen auf Erden als den Umkreis des Planes, auf dem die Mandra und die ehrwürdigen Häuser stehen. Und dabei hatten ihn viele, sowohl die Kaiser wie die höchsten Würdenträger, gebeten, ihm prächtige Grundstücke schenken zu dürfen, aber ohne Erfolg. Er nahm den guten Willen dankbar an und betete, daß Gott die fromme Absicht lohne.
So laßt uns nun die geistlichen Ermahnungen des frommen Vaters im Herzen tragen und auf seinen Spuren vorwärts streben und das Kleid des Leibes unbefleckt erhalten und die Fackel des Glaubens unverlöscht bewahren. Laßt uns das Öl der Barmherzigkeit in unsern Gefäßen tragen, damit wir Barmherzigkeit und Gnade finden am Tage des Gerichtes bei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
