2.
Celsus und die Leute, die an seinen Angriffen gegen uns Gefallen finden, sollen uns nun sagen, ob der Vergleich mit „des Esels Schatten“ zutreffe, wenn die Propheten der Juden den Geburtsort des künftigen Herrschers1 derer vorhersagen, die gottselig wandeln und die „das Erbteil Gottes“ heißen2, wenn sie weissagen, dass „eine Jungfrau den Emanuel empfangen“3, dass der Verheißene mancherlei Zeichen und Wunder tun4, dass „mit Schnelligkeit laufen werde sein Wort“5, und „die Stimme“ seiner Apostel ausgehen werde „in alle Lande“6, wenn sie seine Verurteilung durch die Juden, sein Leiden7 und seine Auferstehung8 verkünden. Haben etwa die Propheten die Vorhersagungen ganz zufällig gemacht, ohne von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugt zu sein, die sie doch bewog, jene nicht nur auszusprechen, sondern auch der Aufzeichnung für würdig zu erachten? Hat denn9 ein so großes Volk wie das der Juden, das seit langer Zeit ein eigenes Land als Wohnsitz erhalten hatte, ohne glaubwürdige Ursache die einen für wahre Propheten erklärt, andere dagegen als falsche verworfen? Gab es denn bei ihnen keinen Grund, der sie veranlaßte, den Büchern des Moses, die es heilig hielt, die Reden der Männer beizufügen, die in der Folge als Propheten galten?
Können die Leute, die den Juden und Christen „Einfältigkeit“ vorwerfen, uns nachweisen, dass das Volk der Juden habe bestehen können, ohne eine Verheißung der Kenntnis der Zukunft zu besitzen, und dass alle ihm S. 209 benachbarten Völker, ein jedes nach der Sitte seines Landes, Orakel und Weissagungen von den bei ihnen geltenden Göttern erhalten zu können glaubten, die Juden dagegen allein, belehrt, alle von den Heiden verehrten Götter zu verachten und sie nicht als Götter, sondern als Dämonen zu betrachten - denn ihre Propheten sagen: „Alle Götter der Heiden sind Dämonen“10 -, keinen gehabt haben sollten, der sich als Prophet ankündigte und imstande war, die zurückzuhalten, die im Verlangen nach Kenntnis der Zukunft zu den bei andern Völkern verehrten Dämonen überlaufen
