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Man könnte hier vielleicht vermuten, bei der großen Menge der Gläubigen gäbe es mehr Aberglauben als Schlechtigkeit, und unsere Lehre dann beschuldigen, sie mache die Menschen abergläubisch. Wir sagen darauf: Ein Gesetzgeber, den man fragte, ob er seinen Mitbürgern die besten Gesetze gegeben habe, antwortete: Nicht die schlechthin besten, aber die besten, die sie haben konnten1. In gleicher Weise kann auch der Stifter S. 294 des Christentums von sich sagen: Die besten Gesetze, die die große Menge zur Besserung ihrer Sitten bekommen konnte, und die beste Lehre habe ich gegeben, indem ich den Sündern Leiden und Strafen androhte, und zwar nicht erdichtete, sondern wirkliche, die zur Besserung der Widerspenstigen nötig sind2, wenn sie freilich auch nicht durchaus die Absicht des Strafenden und die Wirkung der Leiden erkennen. Denn davon wird zum Besten der Menschen vorteilhafterweise teils unverhohlen, teils mit Verhüllung geredet. Im übrigen „verlocken“ die Verkündiger des Christentums überhaupt keine „schlechten Menschen“, auch „stoßen wir keine Drohung gegen die Gottheit aus“. Denn wir lehren von ihr nur, was wahr ist, und was auch der großen Menge klar zu sein scheint, ihr aber nicht so klar und deutlich ist, wie den wenigen, die die christliche Lehre wissenschaftlich zu betrachten sich bemühen.
