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Hierauf schmäht Celsus wiederum den Verkündiger der christlichen Lehre und macht ihm den Vorwurf, „dass er lächerliche Dinge vorträgt“, ohne diese „lächerlichen Dinge“ zu nennen und als solche zu erweisen. „Kein vernünftiger Mann“ fährt er in seinen Schmähungen fort, „nimmt die christliche Lehre an“ indem er durch die große Masse ihrer Bekenner zu dieser falschen Meinung verleitet S. 287 wird. Er handelt hier ähnlich wie einer, der behauptete, dass „kein vernünftiger Mann“ z.B. den Gesetzen des Solon oder Lykurg oder Zaleukos oder irgendeines andern Gesetzgebers Gehorsam leiste, weil die Zahl der ungebildeten Leute, die diese Gesetze befolgen, so groß ist; seine Behauptung erscheint ganz besonders widersinnig, wenn er unter einem „vernünftigen Menschen“, einen solchen versteht, der dies durch die Tugend geworden ist. Wie es nämlich jene Gesetzgeber bei ihren Völkern erreicht haben, sie so, wie es für sie nützlich schien, durch solche Zucht und solche Gesetze in Schranken zu halten, in derselben Weise führt Gott, der durch Jesus allen Menschen auf der ganzen Erde Gesetze gibt, auch die Nichtverständigen, soweit dies bei solchen Leuten möglich ist, zum Guten. Wie wir schon oben1 gesagt haben, wußte dies Gott, der in Moses wirkte und sprach deshalb die Worte: „Sie haben meine Eifersucht geweckt mit dem, was nicht Gott war, sie haben meinen Zorn erregt mit ihren Götzenbildern; so will auch ich ihre Eifersucht erwecken mit dem, was kein Volk ist, durch ein unverständiges Volk will ich sie erzürnen“2. Auch Paulus wußte dies, und deshalb sagte er: „Was vor der Welt töricht ist, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen“3; er bezeichnet da mit „Weisen“ nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch alle diejenigen, welche in den Wissenschaften zwar scheinbar große Fortschritte gemacht haben, von Gott zu der gottlosen Vielgötterei abgefallen sind; denn „während sie sich für Weise ausgaben, wurden sie zu Toren, und tauschten für die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes ein das Abbild der Gestalt eines vergänglichen Menschen, auch der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden Tieren“4.
