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S. 232 Wir wollen nun die Wunder betrachten, die Celsus hierauf aus der Geschichte beibringt und, soweit man seinen Worten trauen darf, auch für wahr hält, obgleich sie an sich unglaublich scheinen. Er beginnt mit der Geschichte des Aristeas von Prokonnesos und erzählt folgendes von ihm: „Ferner den Aristeas von Prokonnesos, der in so göttlicher Weise aus den Augen der Menschen verschwand und wiederum deutlich erschien und sich später zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten der Erde aufhielt und wunderbare Dinge verkündete, den hält niemand mehr für einen Gott, obgleich doch Apollo den Metapontinern anbefohlen hatte, dem Aristeas göttliche Ehre zu erweisen.“ Celsus scheint diese Geschichte aus Pindar1 und Herodot entnommen zu haben. Es genügt aber, jetzt den Bericht Herodots aus dem vierten Buche seiner Geschichte hier anzuführen, der so lautet: "Woher nun Aristeas stammte, der dies sagte, habe ich berichtet; jetzt will ich aber die Erzählung mitteilen, die ich in Prokonnesos und Kyzikos über ihn hörte. Aristaes nämlich, sagen sie, der seinem Geschlechte nach keinem der Bürger nachstand, sei zu Prokonnesos in eine Walke eingetreten und dort gestorben. Da habe der Walker seine Werkstatt zugeschlossen und sei weggegangen, um es den Angehörigen des Toten anzuzeigen. Als sich nun schon die Kunde, Aristeas sei gestorben, in der Stadt verbreitet hätte, sei dagegen ein Einwohner von Kyzikos, der aus der Stadt Artake kam, mit Widerspruch aufgetreten und habe behauptet, er sei dem Aristeas auf dem Wege nach Kyzikos begegnet und mit ihm ins Gespräch gekommen. So habe dieser heftig widersprochen; die Angehörigen des Toten aber wären mit allem Nötigen zu der Walke gekommen, um ihn zu bestatten.
Nach Öffnung des Hauses habe sich jedoch kein Aristeas, weder tot noch lebendig, gezeigt. Später S. 233 aber, im siebenten Jahre danach, sei er in Prokonnesos aufgetaucht und habe die Gesänge gedichtet, die jetzt bei den Griechen Arimaspenlied heißen; nach Vollendung dieser Dichtung sei er zum zweiten Mal verschwunden. Das sagen diese Städte. Folgendes aber, weiß ich, ist den Metapontinern in Italien begegnet, zweihundertundvierzig Jahre nach dem zweiten Verschwinden des Aristeas, wie ich durch Rechnung in Prokonnesos und Metapont herausgebracht habe. Die Metapontiner behaupten, Aristeas selbst habe sich in ihrem Lande gezeigt und ihnen befohlen, einen Altar des Apollo zu errichten und dabei eine Bildsäule mit dem Namen des Aristeas von Prokonnesos aufzustellen. Denn sie seien, habe er gesagt, die einzigen Bewohner Italiens, zu denen Apollo ins Land gekommen wäre, und er selbst, der jetzige Aristeas, folge ihm; damals aber, als er dem Gotte folgte, sei er ein Rabe gewesen2. Als er das gesagt habe, sei er wieder verschwunden. Sie aber, sagen die Metapontiner, hätten nach Delphi gesandt und den Gott befragt, was die Erscheinung des Menschen bedeute. Die Pythia aber habe sie aufgefordert, der Erscheinung zu gehorchen, und wenn sie gehorchten, so werde es ihnen zum Heil gereichen. So hätten sie dies gläubig aufgenommen und in Ausführung gebracht. Und in der Tat steht jetzt eine Bildsäule mit dem Namen des Aristeas gleich bei dem Bildnisse des Apollo, und rings herum sind Lorbeerbäume gepflanzt. Das Bildnis aber ist auf dem Markte errichtet. So viel sei von Aristeas gesagt."3
