39.
Wir müssen nun die folgenden Worte des Celsus betrachten, wo er sagt, dass auch für uns „der Glaube, der unsere Seele vorher eingenommen habe, eine solche Anhänglichkeit an Jesus bewirke.“ Ja, es ist wahr, „der Glaube bewirkt eine solche Anhänglichkeit“ in uns. Aber vielleicht erweist sich dieser Glaube an sich selbst als lobenswert, wenn wir uns dem allmächtigen Gott gläubig hingeben und dem Dank sagen, der uns zu solchem Glauben geführt hat, und bekennen, dass er ohne Gottes Hilfe ein so großes Werk nicht begonnen und vollendet hätte. Wir vertrauen auch der lauteren Gesinnung der Verfasser der Evangelien; denn wir treffen auf ihre Frömmigkeit und Gewissenhaftigkeit, die sie in ihren Schriften deutlich zeigen, während sich dort keine Spur von Falschheit, Betrügerei, Erdichtung und Arglist finden läßt. Denn diese Männer hatten solche Künste nicht gelernt, wie sie die bei den Griechen herrschende schlimme Sophistik mit ihrer großen Überredungsgabe und Schlagfertigkeit und die in den Gerichtshöfen sich spreizende Rhetorik lehrt; daher drängt sich uns die Überzeugung auf, dass sie nicht fähig gewesen wären, Handlungen zu erfinden, die von sich aus die Kraft und das Geschick haben, zum Glauben und zu dem Entschlusse hinzuführen, das Leben diesem Glauben entsprechend einzurichten. Ich glaube aber, dass Jesus gerade deshalb seine Gebote durch solche Männer hat verkünden lassen wollen, damit der Argwohn, sie wendeten bestechende Kunstgriffe an, keinen Raum fände, dagegen den Einsichtsvolleren klar würde, dass die ehrliche Gesinnung der evangelischen Schriftsteller, die, wenn ich es sagen soll, mit vieler Einfalt verbunden war, einer göttlichen Kraft gewürdigt wurde, die weit mehr ausrichtet, als aller Wortschwall zu S. 250 vermögen scheint und kunstvolles Satzgefüge und der rednerische Aufputz mit Unterabteilungen und Redefiguren nach griechischer Art.
