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Celsus tut dann, als wäre er einer unserer Lehrer, und sagt ungefähr folgendes: „Denn die Weisen wenden sich ab von unsern Lehren, S. 286 da ihre Weisheit sie in die Irre führt und hindert.“ Wir antworten: Ist die Weisheit ein Wissen von göttlichen und menschlichen Dingen und ihren Ursachen, oder nach der Erklärung des göttlichen Wortes „ein Hauch der Macht Gottes und ein reiner Ausfluß der Herrlichkeit des Allherrschers“ und „ein Abglanz ewigen Lichtes und ein fleckenloser Spiegel des Wirkens Gottes und ein Abbild seiner Güte“1, so wird „sich“ wohl kein wahrhaft weiser Mann von den Vorträgen eines Christen „abwenden“, der das Christentum genau kennt; auch dürfte er nicht „durch die Weisheit in die Irre geführt oder gehindert werden“. Denn nicht die wahre Weisheit, sondern die Unwissenheit „führt in die Irre“; und das einzig Sichere in der Welt ist das Wissen, und Wahrheit ist, was aus der Weisheit kommt. Verstehst du aber im Gegensatze zu dem Begriffe der Weisheit unter einem Weisen einen Mann, der jede beliebige Meinung mit gewissen Scheingründen verteidigt, dann werden wir bemerken, dass in Wahrheit ein Weiser nach der von dir genannten Art „sich“ von den Worten Gottes „abwendet“, durch seine Scheingründe und Kunstgriffe „in die Irre geführt“ und durch diese „gehindert“. Da nun nach unserer Lehre „Weisheit nicht das Wissen von der Schlechtigkeit ist“2, „das Wissen von der Schlechtigkeit“ aber, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, bei denen vorhanden ist, die falschen Lehren anhangen und durch Kunstgriffe getäuscht sind, deshalb möchte ich vielmehr Unwissenheit als Weisheit bei solchen Leuten annehmen.
