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Hierauf sagt Celsus, "der christliche Lehrer mache es gerade wie jemand, der einem Kranken Heilung verspräche, aber ihn davon abhielte, sich an verständige Ärzte zu wenden, da sonst von diesen seine Unwissenheit aufgedeckt werden würde1." Wir werden erwidern: Was für "Ärzte" S. 289 meinst du denn, von welchen wir die einfältigen Leute "abhielten"? Du nimmst doch wohl nicht an, dass wir unsere Mahnung zum Eintritt in das Christentum bei den Philosophen anbrächten, dass du glauben könntest, jene seien "die Ärzte", von welchen wir (nach deiner Meinung) diejenigen "abhalten", die wir zur Annahme des Evangeliums zu bestimmen suchen. Entweder gibt nun Celsus keine Antwort, da er "sie Ärzte" nicht nennen kann, oder er muß sie unter jenen einfältigen Menschen suchen, die ebenfalls in sklavischer Weise die Lehren von der Vielgötterei ertönen lassen, und wovon sonst wohl einfältige Menschen reden dürften. In jedem Fall also wird er überführt werden, dass er "den Mann, der die Leute von den verständigen Ärzten abhält", zwecklos in seine Rede aufgenommen hat.
Wenn wir aber die Opfer der epikureischen Philosophie und jener Leute, die nach Epikur als epikureische Ärzte gelten, von diesen "abhalten", so handeln wir da offenbar ganz vernünftig: denn wir heilen sie von einer schweren Krankheit, die "die Ärzte" des Celsus ihnen beigebracht haben, und die in der Leugnung der Vorsehung und der Einführung der Lust als des höchsten Gutes besteht.
Und gesetzt auch, dass wir diejenigen, welche wir zu unserem Glauben bekehren wollen, abhalten, bei anderen Philosophen ärztliche Hilfe zu suchen, z.B. bei den Peripatetikern, die die Wirkung der Vorsehung auf uns und das Bestehen einer Beziehung zwischen der Gottheit und den Menschen leugnen: werden wir da nicht die Personen, die sich uns zugewandt haben, fromm machen und heilen, indem wir sie bestimmen, sich dem allmächtigen Gott ganz zu weihen, und die, welche uns Gehör schenken, vor den schweren Wunden befreien2, die diese vermeintlichen philosophischen Lehren ihnen geschlagen haben? Aber gesetzt, dass wir auch andere von der Befragung von "Ärzten" aus der stoischen Schule "abhalten", die einen der Vergänglichkeit unterworfenen Gott annehmen und sein Wesen als einen Körper bezeichnen, der durchaus dem Wandel, S. 290 dem Wechsel und der Veränderung unterworfen ist, und die die Ansicht aufstellen, dass alle Dinge mit einziger Ausnahme Gottes dereinst vergehen: werden wir da nicht auch so die Leute, die sich uns anschließen, von Übeln befreien und zu der frommen Lehre führen, dass man sich dem Weltschöpfer hingeben und den Stifter der christlichen Unterweisung verehren müsse, der mit der größten Menschenliebe die Bekehrung der Menschen bewirkt und angeordnet hat, dass seine Seelenlehren dem ganzen Menschengeschlecht eingepflanzt würden?
Einige haben auch die sinnlose Seelenwanderungslehre von "Ärzten" erdulden müssen, die die vernünftige Natur teils zu der ganzen unvernünftigen, teils aber auch zu der gefühllosen Natur herabziehen3. Wenn wir nun diesen Personen Heilung bringen, wie sollten wir da nicht die Seelen der zur christlichen Lehre Bekehrten bessern? Denn diese Lehre schreibt nicht vor, als Strafe für den Bösen Stumpfsinn oder Vernunftlosigkeit zu bestimmen, sondern zeigt, dass die von Gott über die Bösen verhängten Leiden und Strafen gewisse Heilmittel sind, die ihre Bekehrung bewirken sollen. So denken die verständigen Christen und nehmen sich der geistig Schwächeren an, wie die Väter der ganz unmündigen Kinder.
Wir "nehmen" also nicht "unsere Zuflucht zu unmündigen und einfältigen Bauern, um ihnen zu sagen: Fliehet vor den Ärzten!" Wir sagen auch nicht: "Sehet euch vor, dass keiner von euch sich an die Wissenschaft hält!" Wir behaupten auch nicht, "dass die Wissenschaft etwas Böses sei" Wir sind auch nicht so wahnsinnig, dass wir erklärten: "Die Erkenntnis betrügt die Menschen um die Gesundheit ihrer Seele." Wir äußern wohl auch nicht, "dass jemand einmal von der Weisheit zugrunde gerichtet würde" Und wenn wir lehren, so sagen wir nicht: "Haltet fest an mir", sondern "Haltet fest an dem allmächtigen Gott und an Jesus, der die Kenntnis von ihm gelehrt S. 291 hat. Keiner von uns ist aber ein solcher Prahler, dass er zu seinen Schülern sagen würde, was Celsus einem unserer Lehrer in den Mund legt: "Bei mir allein werdet ihr Rettung finden" Man sehe also, wie viele Lügen er wider uns vorbringt. Wir sagen auch nicht, "dass die wahren Ärzte diejenigen zugrunderichten, denen sie Heilung versprechen"**
