50.
Wenden wir uns nun seinen weiteren Einwürfen zu! Er sagt: „Aber wir sehen doch wohl auch, dass die Leute, die auf den Märkten die berüchtigsten Dinge zur Schau stellen und Gaben erbetteln, niemals zu einer Vereinigung verständiger Männer herantreten und auch nicht wagen würden, dort ihre Kunststücke1 zu zeigen. Wo sie aber junge Burschen und einen Haufen Sklaven und eine Schar vom Dummköpfen sehen, da drängen sie sich hin und machen sich schön.“ Man beachte auch hier, in welcher Weise er uns verleumdet, indem er uns mit jenen Leuten vergleicht, „die auf den Märkten die berüchtigsten Dinge zur Schau stellen und Gaben erbetteln“. Welches sind denn „die berüchtigsten Dinge, die wir zur Schau stellen“? Oder tun wir etwas Ähnliches S. 263 wie jene Leute, da wir doch dem Volke die heiligen Schriften vorlesen und diese erklären, um sie zur Verehrung des allmächtigen Gottes und zur Übung der mit der Gottesverehrung geschwisterlich verbundenen Tugenden hinzuleiten und von der Verachtung des Göttlichen und vor allen jenen Dingen abzubringen, die der gesunden Vernunft widersprechen? Gewiß werden sich wohl auch die Philosophen eine so zahlreiche Zuhörerschaft für ihre Vorträge zu sammeln wünschen, in denen sie zur Übung der Tugend auffordern. So haben es besonders einige Kyniker gemacht, indem sie ihre Vorträge unter freiem Himmel vor dem ersten besten Volkshaufen hielten.
Wenn also diese Philosophen nicht solche Leute, die für gebildet gelten, um sich versammeln, sondern ihre Zuhörer von den Straßenecken rufen und holen, wird man sie dann mit jenen vergleichen,„die auf dem Märkten die berüchtigsten Dinge zur Schau stellen und Gaben erbetteln“? Aber weder Celsus noch einer seiner Gesinnungsgenossen macht ihnen deshalb Vorwürfe, weil sie es für eine Pflicht der Menschenliebe halten, auch die unwissenden Volksmassen zu belehren.
Siehe Scan. ↩
