22.
Keine Art von Hohn und Spott will uns der Possenreißer Celsus erlassen und nennt in seiner gegen uns gerichteten Schrift „die Dioskuren, den Herakles, Asklepios und Dionysos“, die nach S. 227 dem Glauben der Griechen aus Menschen zu Göttern geworden sind. Er sagt: „wir könnten uns nicht entschließen, diese für Götter zu halten, weil sie zuerst1 Menschen gewesen seien, obgleich sie doch viele edle Taten zum Segen der Menschen vollbracht hätten; von Jesus aber sagten wir, dass er nach seinem Tode von seinen eigenen Vereinsgenossen gesehen worden sei“. Außerdem klagt er uns an, dass wir behaupten, „er sei gesehen worden und zwar als Schatten“ Darauf entgegnen wir: Celsus zeigt hier seine Schlauheit, denn er vermeidet es einerseits, deutlich anzugeben, dass man diese nicht als Götter verehren solle - er fürchtete nämlich, die Leser seiner Schrift möchten ihn für gottlos halten, wenn er offen seine wahre Meinung bekennen würde -; und auf der andern Seite will er sich doch nicht den Anschein geben, als ob er selbst diese für Götter hielte. Für jeden der beiden Fälle wären wir ihm Antwort nicht schuldig geblieben.
Haben wir es nämlich mit solchen Leuten zu tun, die sie nicht für Götter halten, so wollen wir ihnen folgendes sagen: Was meint ihr? Existieren die Genannten überhaupt nicht mehr und ist auch ihre Seele der Vernichtung verfallen, wie ja einige von der Menschenseele annehmen, dass sie sofort (beim Tode) vernichtet werde; oder leben sie fort und sind unsterblich, wie es die Überzeugung derjenigen ist, die an die Fortdauer und Unsterblichkeit der Seele glauben, und sind sie in diesem Falle zwar keine Götter, aber doch Halbgötter, oder auch nicht Halbgötter, sondern einfach nur Seelen, nichts weiter? Nehmet ihr nun an, dass sie nicht mehr existieren, so werden wir unsere Hauptlehre von der (Unsterblichkeit der) Seele zu beweisen haben, glaubt ihr aber, dass sie noch sind, so müssen wir auch dann den Beweis für die Unsterblichkeit der Seele erbringen2, S. 228 nicht nur mit den herrlichen Aussprüchen, die wir darüber bei den Griechen finden, sondern auch mit Berufung auf das, was die göttlichen Lehren hierüber enthalten. Wir werden nun die Unmöglichkeit nachweisen, dass diese, die zu den vielen Göttern gehören, sich nach ihrem Scheiden aus diesem Leben in einem besseren Land und Erbteil befinden könnten. Denn in den Erzählungen über sie, die wir zur Hand haben, sind von „Herakles“ viele Zuchtlosigkeiten und seine weibische Knechtschaft bei der Omphale berichtet, und von „Asklepios“, dass er von ihrem Zeus mit dem Donnerkeil getroffen worden sei3. Und von „den Dioskuren“ heißt es dort, dass sie oftmals sterben; wir lesen nämlich: „Einen Tag nun sie leben, den andern wieder sie sterben, wechselnd; Ehre jedoch den Göttern gleich sie genießen“4. Wie ist es also möglich5, einen von diesen mit gutem Grunde für einen Gott oder Halbgott zu halten?
