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Unwahr ist auch die Behauptung, dass die Lehrer des göttlichen Wortes „nur einfältige, gemeine und stumpfsinnige Menschen, und nur Sklaven, Weiber und Kinder überreden wollen“. Es ist wahr, unsere Lehre wendet sich an solche Personen, um sie zu bessern; sie will aber auch die gewinnen, die von diesen sehr verschieden sind. Denn Christus ist „ein Heiland aller Menschen“ und „besonders der gläubigen“1, mögen sie nun scharfsinnige Geister oder einfache Leute sein, und er ist „eine Sühne“ „bei dem Vater“ „für unsere Sünden, doch nicht allein für die unsrigen, sondern auch für die ganze Welt“2. Es erübrigt sich also für uns auf die folgenden Einwürfe des Celsus zu antworten, die so lauten: „Was ist denn sonst Schlimmes dabei, gebildet zu sein und sich um die besten Lehren zu bemühen und verständig zu sein und auch verständig zu scheinen? Ist dies ein Hindernis für die Gotteserkenntnis? Ist es nicht vielmehr förderlich und von der Art, dass man S. 262 dadurch eher in den Besitz der Wahrheit gelangen kann?“ Wahrhaft „gebildet zu sein“ ist freilich „nichts Schlimmes“, denn der Weg zur Tugend ist die wissenschaftliche Ausbildung. Freilich werden auch die griechischen Weisen nicht sagen, dass man diejenigen unter "die Gebildeten" rechnen solle, die falschen Lehren anhangen. Wer wollte dagegen bestreiten, dass es gut sei "sich um die besten Lehren zu bemühen"? Doch welche "Lehren" werden wir als "die besten" bezeichnen?, welche anders als die wahren, die uns zur Tugend ermuntern? "Verständig sein" ist gleichfalls eine gute Sache, aber nicht, es zu "scheinen", was ja Celsus sagt. "Gebildet zu sein und sich um die besten Lehren zu bemühen und verständig zu sein", das sind Dinge, durch welche "die Erkenntnis Gottes" nicht „gehindert“, sondern im Gegenteil gefördert wird. Und zu dieser Behauptung sind wir mehr berechtigt als Celsus, besonders wenn es sich herausstellt, dass er ein Epikureer ist.
