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Man möge aber nicht annehmen, dass mein Verfahren dem christlichen Glauben widerspreche, wenn ich mich dem Celsus gegenüber auf die Zeugnisse der Philosophen berufe, die die Unsterblichkeit der Seele oder ihre Fortdauer nach dem Tode behaupten. Denn wenn wir auch mit diesen gewisse Ansichten gemeinsam haben, so können wir doch bei passender Gelegenheit nachweisen, dass das künftige selige Leben nur denen zuteil werden wird, die die von Jesus gelehrte Gottesverehrung und Frömmigkeit gegenüber dem Schöpfer des Weltalls lauter und rein angenommen haben, ohne irgendeinem Geschöpfe göttliche Verehrung zu erweisen.
Von welcher Art ist denn aber „das Bessere“1, das „zu verachten“ wir die Menschen „verleiten sollen“? Wer Lust hat, S. 296 möge das beweisen, dann aber das nach unserer Lehre bei Gott in Christus, das heißt in dem Wort und der Weisheit und aller Tugend2 liegende selige Ziel betrachten, das für die, welche ohne Tadel und rein gelebt und die Liebe zu dem allmächtigen Gott ungeteilt und ungetrennt bewahrt haben, bestimmt ist und ihnen durch Gottes Gnade zuteil werden wird. Und dieses Ziel mag er mit jenem Ziel vergleichen, das die einzelnen Philosophenschulen bei Griechen und Nichtgriechen, oder die Geheimlehren derselben den Menschen in Aussicht stellen. Derselbe soll dann zeigen, dass dieses Ziel bei den andern besser ist als bei uns, und als wahrhaft auch vernunftgemäß, während das unsrige weder der Güte Gottes noch den Verdiensten derjenigen entspricht, welche ein gutes Leben geführt haben, oder dass diese Worte nicht von dem göttlichen Geiste herrühren, der die reinen Seelen der Propheten erfüllte. Wer will, mag ferner zeigen, dass die Lehren derer rein menschlichen Ursprung alle Welt eingesteht, „besser“ sind als die nachweislich göttlichen und infolge von Gottesbegeisterung verkündigten Lehren. Von was für „besseren“ Ansichten aber lehren wir die, welche sie annehmen, zu ihrem Besten befreien zu wollen3? Wir wollen nicht zu viel sagen, aber es leuchtet doch von selbst ein, dass man nichts „Besseres“ ausdenken kann, als sich ganz dem allmächtigen Gott hinzugeben und sich einer Lehre zu weihen, die uns von allen geschaffenen Dingen frei macht und durch das beseelte und lebendige Wort, welches zugleich auch lebendige Weisheit und Sohn Gottes ist, zu dem über allen waltenden Gott hinführt.
Doch auch dieses dritte Buch unserer Entgegnung auf die Schrift des Celsus ist bereits umfangreich genug geworden. Wir wollen deshalb hier unsere Darlegung schließen, um dann im folgenden unsere Verteidigung gegen die weiteren Angriffe des Celsus fortzusetzen.
