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Der Apostel schreibt an eier anderen Stelle: „Sehet aber auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viel Weise nach dem Fleische, nicht viel Mächtige, nicht viel angesehene Leute. Sondern was vor der Welt töricht ist, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, und das, was nichts ist, um zunichte zu machen, was etwas ist, damit allem Fleische der Ruhm vor ihm benommen sei“1. Es ist möglich, dass auch durch diese Worte einige zu der Meinung veranlaßt worden sind, dass „kein Gebildeter, kein Weiser, kein Verständiger“ zu unserem Glauben komme. Einer solchen Meinung müssen wir entgegenhalten, dass der Apostel nicht schreibt: „Kein Weiser nach dem Fleische“, sondern : „Nicht viel Weise nach dem Fleische.“ Und wenn Paulus anderswo in der Charakteristik der Bischöfe die Eigenschaften aufzählt, die ein Bischof haben soll2, so rechnet er bekanntlich dazu auch die Fähigkeit zur Verwaltung des Lehramtes.
Er sagt nämlich, „der Bischof müsse imstande sein, auch die Widersprechenden zu widerlegen“, damit er durch die Weisheit, die in ihm ist, "die hohlen Schwätzer und Seelenverführer zum Schweigen bringe"3. Und wie er zum Bischofsamt den nur einmal Verheirateten lieber wählt als denjenigen, der eine zweite Ehe geschlossen hat, und den Mann "ohne Tadel" dazu für tauglicher hält als den, dessen Wandel nicht tadellos ist, und wie er den "Nüchternen" dem Unmäßigen, den "Keuschen" dem Unkeuschen und den "unbescholtenen" Mann demjenigen S. 261 vorzieht, an dem ein wenn auch noch so kleiner Makel haftet, so verlangt er, dass der zum bischöflichen Amte besonders Berufene "zum Lehren geschickt und imstande sei, die Widersprechenden zu widerlegen"4. Wie kann uns also Celsus mit Recht vorwerfen, dass wir sagten: "Kein Gebildeter komme heran, kein Weiser, kein Verständiger"? Nein, vielmehr soll jeder "Gebildete und Weise und Verständige", der es nur will, zu uns kommen; aber ebensogut soll auch zu uns kommen, „wenn einer ungelehrt und unvernünftig und ungebildet und töricht ist“. Denn unsere Lehre, die alle Menschen zum Dienste Gottes würdig zubereitet, verspricht auch für solche Menschen, wenn sie ihr beitreten, sorgen zu wollen.
