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Da er uns nun an „Herakles“ verweist, so möge er uns denkwürdige Aussprüche von ihm vorlegen, wegen seines schmählichen Dienstes bei Omphale Rede stehen und nachweisen, ob derjenige göttlicher Ehre würdig war, der den Ochsen des Bauern gewaltsam wie ein Straßenräuber wegnahm und aufspeiste und sich an den Verwünschungen ergötzte, mit denen ihn der Bauer beim Essen überhäufte, so dass auch bis heute, wie erzählt wird, der Dämon Herakles sein Opfer unter gewissen Verwünschungen entgegennimmt. Er veranlaßt uns dann wieder, über „Asklepios“ zu reden; wir haben aber schon früher über diesen gesprochen und begnügen uns mit dem Gesagten. Was bewundert er aber an „Orpheus“, dass er sagt, „er habe anerkanntermaßen einen frommen Geist besessen“ und ein treffliches Leben geführt? Es sollte mich wundern, wenn nicht Celsus jetzt den Orpheus nur deshalb preist, um mit uns zu streiten und Jesus herabzusetzen, während er sich wohl, wenn er auf seine gottlosen Reden über die Götter stieße, von diesen Dichtungen abwenden würde, da sie noch mehr als die Gedichte des Homer verdienten, aus einem wohlgeordneten Staate ausgeschlossen zu werden; denn Orpheus hat von den vermeintlichen Göttern noch weit schlimmere Dinge erzählt als Homer.
Edel handelte „Anaxarchos“, als er zu Aristokreon, dem Tyrannen von Kypros, sprach: „Zerstampfe, zerstampfe das Fell des Anaxarchos!“, Aber das ist die allereinzige Tatsache, die, wie die Griechen wissen, an Anaxarchos bewundert wird. Mußten deshalb auch einige, wie Celsus fordert, ihn wegen seiner Mannhaftigkeit ehren, so wäre es doch widersinnig, den S. 711 Anaxarchos zum Gott zu erklären. Auch an „Epiktet“ verweist er uns, indem er seinen hochsinnigen Ausspruch bewundert. Die Worte, die er „beim Zerbrechen des Beins“ gesprochen hat, sind aber nicht von der Art, dass sie mit den wunderbaren Taten und Worten Jesu, die bei Celsus keinen Glauben finden, verglichen werden könnten. Denn da diese Worte Christi mit göttlicher Kraft gesprochen sind, so bekehren sie bis auf den heutigen Tag nicht nur manche von den einfacheren Leuten, sondern auch viele aus den gebildeten Klassen.
