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Wir sind es aber nicht allein, die von schlechten Dämonen reden; es tun das fast alle, die annehmen, dass es Dämonen gibt. Daraus folgt, dass nicht "alles sein S. 729 Gesetz von dem höchsten Gott hat". Denn alle die Geschöpfe, welche aus eigener Unachtsamkeit [oder] Schlechtigkeit oder Bosheit oder Unkenntnis des Guten von dem göttlichen Gesetz abgefallen sind, haben nicht "das Gesetz Gottes", sondern haben vielmehr, um mich eines neuen und schriftgemäßen Ausdruckes zu bedienen, "das Gesetz der Sünde"1 . Nach der Ansicht der Mehrzahl von denen, die das Vorhandensein von Dämonen annehmen, haben auch die schlechten Dämonen nicht das von Gott kommende Gesetz, sondern handeln wider dies Gesetz. Wir aber lehren das von allen Dämonen und sagen, dass sie ursprünglich keine Dämonen waren, sondern das erst wurden, als sie von dem zum Guten führenden Weg abwichen; und eine Gattung derjenigen Wesen, die von Gott abgefallen sind, ist eben die der Dämonen. Deshalb "darf, wer Gott verehrt, nicht den Dämonen dienen. Das Wesen der Dämonen kann man auch von den Leuten kennenlernen, die die Dämonen bei den sogenannten Liebestränken oder Haßtränken2 oder zur Verhinderung von Handlungen oder bei tausend andern solchen Dingen anrufen; das pflegen diejenigen zu tun, die es verstehen, durch Beschwörungen und Zauberformeln die Dämonen zu rufen und heranzuziehen, wozu sie wollen. Wir aber verehren den allmächtigen Gott, und deshalb ist uns der Dienst aller Dämonen fremd. Auch ist der Dienst der angeblichen Götter nur Dienst der Dämonen; denn "alle Götter der Heiden sind Dämonen"3 .
Dies wird aber auch daraus klar, dass bei denjenigen von den üblichen Opferhandlungen, die als wirksamer gelten, sonderbare Beschwörungen stattfinden, und4 auch, wenn man die Einweihung von Götterbildern und Tempeln solcher Art beginnt; diese Beschwörungen werden von Leuten ausgeführt, die sich dem Dienste der Dämonen durch S. 730 Anwendung von Zauberkünsten widmen. Deshalb sind wir entschlossen, den Dienst der Dämonen wie die Pest zu fliehen; unter "Dienst der Dämonen" aber verstehen wir den ganzen bei den Griechen üblichen Gottesdienst an "Altären und Götterbildern und in den Tempeln der Götter".
