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Celsus wünschte dann merkwürdigerweise, dass wir "lieber die Sibylle zum Kind Gottes" erklären sollten als Jesus; er gibt hierbei an, "dass wir in ihre Schriften viele gotteslästerlichen Dinge hineingeschrieben hätten", weist sie aber nicht nach, auch nicht, was wir denn hineingeschrieben hätten. Die Fälschungen wären von ihm dann nachgewiesen, wenn er gezeigt hätte, dass die älteren Handschriften einen reineren Text böten und die von ihm vermuteten Einschaltungen nicht enthielten. Er hat aber weder dies noch das andere nachgewiesen, dass die Einschaltungen "gotteslästerlich" seien. Er bezeichnet dann wiederum, wie er dies nicht zweimal, auch nicht dreimal, sondern öfter tut, das Leben Jesu als S. 713 "ganz berüchtigt", ohne aber gegen die einzelnen Handlungen seines Lebens, die ihm für "ganz berüchtigt" gelten, Stellung zu nehmen. Und so hat es den Anschein, dass er mit diesen Worten nicht nur etwas Unerwiesenes darlegt, sondern auch den schmäht, den er nicht kennt. Hätte er nämlich die Art "des ganz berüchtigten Lebens", wie sie sich ihm in den Handlungen Jesu darstellt,1 angeführt, so hätten wir jede einzelne Handlung, die ihm "ganz berüchtigt" zu sein scheint, besprechen können. Wenn er aber von Jesus sagt, dass er "einen ganz kläglichen Tod erlitten habe", so könnte man dasselbe auch von Sokrates und "Anaxarchos", den er kurz vorher erwähnt hat, und von tausend andern berichten. Oder ist nur der Tod Jesu "ganz kläglich", der jener Männer aber nicht? Oder ist der Tod jener nicht "ganz kläglich, der Tod Jesu aber "ganz kläglich"? Auch hier sieht man, dass Celsus nur die Absicht hatte, Schmähungen gegen Jesus auszustoßen. Hierzu trieb ihn, wie ich glaube, ein2 Geist an, der von Jesus gestürzt und überwältigt war, so dass er nicht mehr Fettdampf und Blut hatte, wodurch genährt er die betrog, die in den Götterbildern auf Erden Gott suchen, anstatt zu dem wahrhaft über allen waltenden Gott emporzublicken.
