28.
Da aber hierauf der Jude bei Celsus auch tadelt, dass „die Christen sich auf Propheten beriefen, die das Leben und Leiden Jesu vorhergesagt hätten“, so wollen wir dem hierzu schon oben1 Bemerkten noch folgendes beifügen. Da Celsus nach seiner eigenen Aussage „Rücksicht auf die Menschen nimmt“2, so mußte er „die Weissagungen“ selbst anführen und, wenn er ihrer Glaubwürdigkeit S. 143 zustimmte, den Gebrauch, den die Christen von den Prophetenworten machen, als nach seiner Meinung unberechtigt nachweisen. Denn so hätte man ihm glauben können, dass er nicht mit wenigen kurzen Worten die Entscheidung einer so wichtigen Sache an sich reißen wolle. Und hierzu war er um so mehr verpflichtet, da er sagt: „ Die Weissagungen könnten auf tausend andere mit viel größerer Wahrscheinlichkeit bezogen werden als auf Jesus“ Da dieser Beweis bei den Christen als der stärkste gilt, so mußte er ihm auch besondere Aufmerksamkeit schenken und bei jeder „Weissagung“ dartun, wie sie „auf andere mit viel größerer Wahrscheinlichkeit bezogen werden könne als auf Jesus“.Celsus merkt nicht, dass, wenn diese Einwendungen gegen die Christen wirklich glaubhaft vorgebracht werden sollten, dies wohl nur von jemandem geschehen könnte, der den prophetischen Schriften fremd gegenübersteht; nun aber legt er seinem Juden Worte in den Mund, die ein Jude nie gesprochen hätte. Denn ein Jude wird nicht zugeben, dass „die Weissagungen auf tausend andere mit viel größerer Wahrscheinlichkeit bezogen werden können als auf Jesus“, er wird jede so erklären, wie es ihm am besten paßt, und die Auslegung der Christen zu widerlegen suchen. Und bringt er auch durchaus Richtiges vor, wird er doch versuchen, es zu tun.
